Islamabad. Bei der Jagd auf Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden hat Pakistan komplett versagt, und das womöglich sogar mit Vorsatz. Zu diesem niederschmetternden Ergebnis kommt ein bisher geheimer Bericht einer pakistanischen Untersuchungskommission, den der Sender al-Dschasira veröffentlichte. Mehr als neun Jahre versteckte sich der Chef des Terrornetzwerks al-Qaida in Pakistan – bis er 2011 bei einem US-Kommandoeinsatz getötet wurde.

Haarsträubende Einzelheiten kamen ans Licht. So erzählte die Witwe eines der engsten Helfer Bin Ladens, die Gruppe sei einmal wegen zu schnellen Fahrens angehalten worden. Auch Bin Laden habe im Auto gesessen. Ihr Mann habe die Angelegenheit „sehr schnell mit dem Polizisten geregelt“, dann sei die Gruppe weitergefahren. Dass den Nachbarn Bin Ladens in der Garnisonsstadt Abbottabad, den Behörden, der Polizei und den Geheimdiensten die Größe des Anwesens, der Stacheldraht, die fehlenden Besucher über eine Zeit von fast sechs Jahren nicht aufgefallen seien, sei „kaum zu glauben“, heißt es in dem Bericht. In dem Haus kümmerte sich Bin Laden nach Aussagen seiner drei Frauen um die religiöse Erziehung seiner Kinder und Enkel. Er brachte ihnen auch den Gemüseanbau bei – und trug im Garten einen Cowboy-Hut, um nicht von Satelliten identifiziert zu werden. „Wann immer er sich schwach fühlte, hat er Schokolade und einen Apfel gegessen“, heißt es in dem Bericht.

Auch neue Details von der dramatischen Ergreifung Bin Ladens durch US-Spezialkräfte im Mai 2011 gibt es zu lesen. Als ein US-Soldat im Schlafzimmer seine Waffe auf Bin Laden richtete, sei eine seiner Frauen dazwischengegangen. Der Soldat habe ihr ins Knie geschossen. Nach der Erstürmung zog das US-Kommando nicht nur mit der Leiche Bin Ladens ab, sondern auch mit Computern und persönlichen Gegenständen des Terrorchefs, darunter Gold und sein Testament. In ihm soll Bin Laden unter anderem verfügt haben, dass seine Kinder nicht die Führung von al-Qaida übernehmen sollen.