US-Außenminister John Kerry zeigte sich um Schadensbegrenzung bemüht

Moskau. Das Rätselraten über den Aufenthaltsort des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden ist vorerst beendet. Der russische Präsident Wladimir Putin persönlich bestätigte am Dienstag, dass der 30-Jährige in Moskau sei. Snowden, der umfangreiche Ausspähaktionen amerikanischer und britischer Geheimdienste enthüllt hatte, befinde sich im Transitbereich des Flughafens Scheremetjewo. Putin ließ am Rande eines Staatsbesuchs in Finnland durchblicken, dass Russland dem Auslieferungsersuchen der USA nicht nachkommen wird. Snowden habe in Russland keine Straftaten begangen und sei ein freier Mann.

Putin verwahrte sich gegen Vorwürfe aus den USA, Russland habe den flüchtigen Ex-Mitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA unterstützt. Derartige Anschuldigungen seien „Müll“. Gleichwohl äußerte Putin die Hoffnung, dass der Fall Snowden das Verhältnis zu den USA nicht belasten werde. Russische Sicherheitsdienste hätten weder in der Vergangenheit noch jetzt mit Snowden zusammengearbeitet. Je eher Snowden ein neues Reiseziel wähle, desto besser. Der US-Bürger hat in Ecuador politisches Asyl beantragt.

Auch US-Außenminister John Kerry zeigte sich um Schadensbegrenzung bemüht. Es bestehe nicht die Notwendigkeit, „das Niveau der Konfrontation anzuheben“, sagte Kerry im saudi-arabischen Dschidda. Er hoffe, Russland sehe es nicht als im eigenen Interesse gelegen an, sich an die Seite eines Mannes zu stellen, der auf der Flucht vor der Gerechtigkeit sei.

Putins Äußerungen waren die erste Bestätigung aus amtlicher Quelle, dass Snowden in Russland ist. Er hatte seinen bisherigen Zufluchtsort Hongkong am Sonntag verlassen und war nach Moskau geflogen. Die Behörden in der chinesischen Sonderregion hatten ihn trotz eines Auslieferungsersuchens der USA laufen lassen. Sie begründeten ihre Entscheidung damit, dass der Antrag aus Washington fehlerhaft gewesen sei. Die USA wiesen die chinesische Darstellung zurück, Snowden sei die Ausreise auf unterer Verwaltungsebene gestattet worden. „Das kaufen wir ihnen nicht ab, dass es die bürokratische Entscheidung eines Beamten der Einwanderungsbehörde war. Das chinesische Außenministerium verwahrte sich wiederum gegen die Vorwürfe der USA.

Der britische Geheimdienst GCHQ soll bei der Überwachung des transatlantischen Internetverkehrs auch in großem Umfang Daten deutscher Nutzer ausgespäht haben. Dabei sollen unter anderem E-Mails, Daten aus sozialen Netzwerken und Telefongespräche von und nach Deutschland systematisch abgehört worden sein, berichten der NDR und die „Süddeutschen Zeitung“. Dies gehe aus Unterlagen hervor, über die Snowden verfüge.