Nurdan Kaya, 45, die Sozialpädagogin lebt seit 1979 in Hamburg: Was im Moment in der Türkei passiert, macht mich wütend. Ich bekomme von den Protesten viel über Facebook mit, die türkischen Medien berichten ja nur, was sie berichten sollen. Ich mache mir Sorgen um meine Familie, die in der Türkei lebt. Meine Nichte geht auch auf die Barrikaden und ich sage ihr, dass sie vorsichtig sein soll. Wohin es mit der Türkei geht? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe zum Guten. Das ist mit Erdogan nicht möglich. Er missachtet die Pressefreiheit, das Demonstrationsrecht und die Meinungsfreiheit. Man kann gesellschaftliche Probleme nicht mit Verboten lösen. Ich habe Angst, dass Erdogan versucht, in die gleiche Richtung wie Ahmadinedschad zu gehen. Aber so weit wird es hoffentlich nicht kommen, obwohl Erdogan viele Anhänger hat. Warum wachen die nicht endlich auf, frage ich mich manchmal. Am Wochenende war ich selber in Hamburg auf der Straße. Die ganze Nacht waren wir da, es war sehr anstrengend. Wenn ich mir vorstelle, dass in der Türkei auch Alte, Frauen und Kinder demonstrieren – dafür braucht man viel Kraft.