Ramazan Ucar, Imam an der Centrums-Moschee seit 1991. Bevor er nach Deutschland kam, lebte er im Nordosten der Türkei. Als er von den Demonstrationen in Istanbul hörte, habe er sich gefragt, warum es diese Proteste gebe. „Ministerpräsident Erdogan, den ich persönlich kenne, hat in seiner Zeit als Bürgermeister in den 1990er-Jahren viele Bäume gepflanzt“, sagt Ucar. „Nach offiziellen Angaben waren es 2,8 Milliarden.“ Am Tag zwei der Proteste am Taksim-Platz sei ihm klar geworden, dass es den Demonstranten gar nicht um Bäume gehe, sondern um die Politik Erdogans: Es hätten sich sogar Oppositionsparteien an den Protesten beteiligt, die für die Bebauung des Platzes gestimmt haben. Durch einseitige Medienberichte habe das Image der Türkei sehr gelitten, sagt Ucar. Dass die Demonstrationen Erdogan in Gefahr bringen, glaubt er nicht. „Die Geschehnisse sind nicht mit dem arabischen Frühling vergleichbar.“ Wer den Sturz der Regierung wolle, müsse wissen, dass die Türkei dadurch in ein schweres Chaos gestürzt werde. Die Regierung habe durch die Ereignisse gelernt, ist Ucar sicher. „Sie wird künftig offener mit der Bevölkerung umgehen.“