Erol Ceylan, 41, wurde in Hamburg geboren. Er ist Speditionsunternehmer und Chef des Profiboxstalls EC: Als in Deutschland lebender Türke hatte ich die Türkei in den letzten Jahren als aufstrebende Nation empfunden und war deshalb überrascht, dass Erdogan so viele Kritiker hat und ihm so viel Antipathie entgegenschlägt. Wirtschaftlich hat er enorme Verdienste, deshalb glaube ich, dass jeder ihm immer dankbar sein wird. Aber ich denke, dass er mittlerweile zu lange im Amt ist und die Stimmen des Volkes nicht mehr versteht. Es ist gut, dass sich Teile des Volkes erheben und gegen die zunehmende Islamisierung kämpfen. Vor allem die Jugend hat genug von Verboten. Ich habe einige Neffen, die täglich im Gezi-Park demonstrieren. Ich telefoniere mit ihnen und sage ihnen, dass es zu gefährlich ist, aber sie wollen dabei sein, weil sie spüren, dass sie etwas verändern können. Ich glaube fest daran, dass die Türkei diese Krise gut überstehen wird. Mein Wunsch wäre, dass beide Seiten gemeinsam Lösungen erarbeiten. Ich wünsche mir Erdogan weiter als Ministerpräsidenten, aber als einen geläuterten, der sein gesamtes Volk und nicht nur seine Anhänger ernst nimmt.