Peking/Seoul. Quälend lang zog sich die Sitzung hin. Doch nach 17 Stunden konnten die Unterhändler aus Süd- und Nordkorea im Waffenstillstandsort Panmunjom ein Signal der Entspannung senden. Nach Wochen hysterischer Kriegs- und Angriffsdrohungen Nordkoreas gegen den Süden, nach der Verlegung und Neuaufstellung von Raketen geben beide Staaten den Weg zum Dialog frei: Hochrangige Regierungsvertreter sollen sich am Mittwoch und Donnerstag in Seoul zu bilateralen Gesprächen treffen.

Es wäre das erste Mal seit sechs Jahren, dass man direkt miteinander redet. Nordkorea hatte seine Beziehungen zum Süden nach Amtsantritt des 2007 gewählten südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak eingefroren. Lee machte Hilfen für das heruntergewirtschaftete Hungerland von den Fortschritten des Nordens bei der Abrüstung abhängig. Pjöngjang machte das Gegenteil. Es rüstete sich systematisch und gegen alle Uno-Resolutionen zur aggressiven Macht mit Atomwaffen und Langstrecken-Raketen auf.

In Panmunjom klammerten jetzt die Unterhändler den Streit über die Raketentests erst einmal aus. Es geht vor allem darum, Vertrauen zu gewinnen und die von Nordkorea geschlossene Sonderzone Kaesong, in die Südkoreas Wirtschaft Milliarden investiert hat, wieder zu öffnen. Oder um humanitäre Fragen, wie die seit sechs Jahren abgebrochenen Familienzusammenführungen unter Koreanern, die seit dem Koreakrieg (1950 bis 1953) getrennt leben, wieder aufgenommen werden können.

Konservative südkoreanische Zeitungen warnen vor Nordkoreas Kalkül, mit Zugeständnissen die internationale Isolation und die Sanktionen unterlaufen zu können. Das gelte vor allem für die Absicht Pjöngjangs, Südkorea zur Teilnahme an Propagandafeiern zu den Jubiläen von Freundschaftsvereinbarungen zu verleiten, die Seoul einst mit viel Goodwill als „Sonnenschein-Politik“ vereinbart hatte.

Ungeachtet solcher Kritik begrüßte Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye, dass sich beide Seiten in ihren Vorgesprächen handelseinig geworden waren: „Nordkorea hat unseren Vorschlag zu direkten Regierungsgesprächen akzeptiert“, sagte sie.