US-Soldat Manning soll 700.000 geheime Dokumente weitergegeben haben

Washington. Vor einem US-Militärgericht in Fort Meade bei Washington hat der Prozess gegen den WikiLeaks-Informanten Bradley Manning begonnen. Die Anklage wirft dem 25-jährigen Obergefreiten vor, der Enthüllungsplattform WikiLeaks mehr als 700.000 geheime Dokumente zugespielt zu haben. Damit habe der im März 2010 im Irak verhaftete Angeklagte die nationale Sicherheit der USA und Menschenleben gefährdet.

Die 21 Punkte umfassende Anklage wirft Manning unter anderem Unterstützung des Feindes vor. Der Nachrichtenauswerter der Streitkräfte hat sich in zehn weniger gravierenden Punkten für schuldig erklärt. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.

Der Prozess wird nach einer Entscheidung der Richterin Oberst Denise Lind teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Damit soll verhindert werden, dass weiteres geheimes Material veröffentlicht wird. Bürgerrechtler haben der US-Militärjustiz Geheimniskrämerei vorgeworfen, was potenzielle Informanten abschrecken solle. Das sei eine Bedrohung für die Presse- und Meinungsfreiheit.

Zu Beginn des Prozesses stellte die Richterin Manning eine Reihe von Verfahrensfragen – ob er damit einverstanden sei, dass in seinem Fall eine Richterin und keine Jury entscheide und ob er mit seinen Verteidigern zufrieden sei. Manning, der eine schwarze Uniform trug, antwortete „Ja, euer Ehren.“

Eines der von Manning weitergegebenen Videos zeigt einen Hubschrauberangriff auf eine Menschenmenge 2007 in Bagdad. Unter den Opfern waren auch zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters. Das Gericht hat Termine bis Ende August angesetzt und wird möglicherweise bis zu 100 Zeugen hören.

WikiLeaks-Gründer Julian Assange hält sich nach wie vor in der ecuadorianischen Botschaft in London auf. Der Australier will seine Auslieferung nach Schweden verhindern, wo er wegen eines Sexualdelikts vernommen werden soll. Er fürchtet, die schwedische Justiz überstelle ihn in die USA, wo ihm der Prozess gemacht werden solle und die Todesstrafe drohe.