War die Terrorattacke von London das Vorbild? Neue Festnahmen in Großbritannien

London/Paris. Nach dem brutalen Mord an einem Soldaten in London ist am Wochenende ein französischer Soldat in Paris niedergestochen worden. Der Täter stieß seinem 23 Jahre alten Opfer von hinten ein Messer in den Nacken. Der Soldat war im Geschäftsviertel La Defense auf Patrouille. Er habe viel Blut verloren, schwebe aber nicht in Lebensgefahr. Der Täter sei auf der Flucht, teilt die Polizei mit.

Innenminister Manuel Valls verwies auf Parallelen zum Fall in London, warnte aber vor voreiligen Schlüssen. Die Behörden untersuchten, ob es sich um eine Nachahmertat handele. Ein Sprecher der Polizeigewerkschaft sagte, der Angreifer sei von einer Überwachungskamera gefilmt worden. Demnach handele es sich um einen etwa 35-jährigen bärtigen Mann, der ein traditionell-arabisches Gewand getragen habe und offenbar aus Afrika stamme.

Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte: „Der Soldat wurde angegriffen, weil er ein Soldat war.“ Die Sicherheitskräfte des Landes sind derzeit in erhöhter Alarmbereitschaft, weil mit al-Qaida verbündete Gruppen nach dem Eingreifen Frankreichs in Mali mit Terror gedroht hatten. Im vergangenen Jahr hatte ein mutmaßlicher Islamist in Südfrankreich drei französische Fallschirmspringer getötet und anschließend eine jüdische Schule angegriffen. Dort hatte er vier weitere Menschen umgebracht.

Die Polizei in London hat nach dem Mord an einem britischen Soldaten drei weitere Verdächtige festgenommen. Den Männern werde die Beteiligung an einem Mordkomplott zur Last gelegt, teilten die Behörden mit. Ein 24-jähriger und ein 28-jähriger Mann seien am Wochenende in einem Haus im Süden von London festgenommen worden. Der dritte Festgenommene, ein 21-Jähriger, sei im Südosten Londons verhaftet worden. Mittlerweile befinden sich acht Verdächtige in Gewahrsam.

Der gewaltsame Tod des 25-jährigen Soldaten am Mittwoch vergangener Woche löste am Wochenende Proteste aus. In Newcastle im Nordosten Englands nahmen nach Polizeiangaben rund 2000 Menschen an einer Kundgebung teil, zu der die rechtsextreme English Defence League aufgerufen hatte. Auch Hunderte Gegendemonstranten zogen durch die Straßen der Stadt. Nach Angaben der Polizei blieb es jedoch ruhig.

In London wurde außerdem ein Freund eines der beiden mutmaßlichen Täter festgenommen. Er hatte in einem Interview über Kontakte der Geheimdienste zu einem der Tatverdächtigen berichtet. Laut Polizei steht er selbst unter dem Verdacht, an der Vorbereitung eines Anschlags beteiligt gewesen zu sein oder dazu angestiftet zu haben. Seine Festnahme habe aber nichts mit dem Soldatenmord zu tun, teilte die Polizei mit. Sie nahm zudem bereits am Donnerstag einen Mann und eine Frau fest, die an dem Mordkomplott beteiligt gewesen seien.