Washington. Handlungsfähigkeit wollte Barack Obama am Donnerstag demonstrieren und die Skandale der vergangenen Tage offensiv angehen. Darum lud der Präsident kurzfristig zu einem US-weit im Fernsehen übertragenen Statement ins Weiße Haus ein, bei dem er den Rücktritt des stellvertretenden Direktors der Steuerbehörde IRS, Steven Miller, verkündete. Neuer kommissarischer Chef der Behörde wird der 42-jährige Steuerexperte Daniel Werfel, der sie zunächst bis zum Ende des Haushaltsjahres führen soll.

Die IRS steht in der Kritik nicht nur aus dem konservativen Lager, weil sie Republikaner-nahe Organisationen schikaniert und schlechter behandelt hatte als Gruppierungen aus dem liberalen und linken Spektrum. Obama versichert bei seinem nur zweiminütigen Auftritt: „Ich bin verärgert über das Fehlverhalten der IRS.“ Mit dem Kongress wolle er gesetzliche Grundlagen ausarbeiten, um ähnliche Verfehlungen der dem Finanzministerium nachgeordneten Behörde zu verhindern.

Nicht einmal eine Stunde vor dieser Abrechnung mit dem derzeit vom FBI durchleuchteten Gebaren der Steuerbehörde hatte das Weiße Haus rund 100 Seiten an E-Mails und Protokollen zu dem Angriff auf die diplomatische Vertretung im libyschen Bengasi veröffentlicht, bei dem am 11. September 2012 vier US-Diplomaten, darunter Botschafter Chris Stevens, getötet worden waren. Obama und Mitarbeiter seiner Administration hatten in den Tagen danach gezögert, die von Al-Qaida-Verbündeten ausgeführte Tat als „terroristischen Anschlag“ darzustellen und stattdessen zunächst von „spontanen Gewalttätigkeiten“ als Folge eines antiislamischen Films gesprochen.

Schließlich versuchte Obama auch die Kritik wegen des Spähangriffs auf die Nachrichtenagentur Associated Press zu kontern. Nach Angaben des Weißen Hauses setzte er sich im Kongress für einen Gesetzentwurf zur Stärkung des Redaktionsgeheimnisses ein, der seit 2009 im Senat feststeckt.