Dubai. Der frühere iranische Staatschef Akbar Hashemi Rafsandschani hat überraschend seine Kandidatur für die Präsidentenwahl am 14. Juni angemeldet. Medienberichten zufolge reichte der als vergleichsweise moderat geltende Rafsandschani seine Bewerbung nur wenige Minuten vor Ablauf der Anmeldefrist ein. Der 78-Jährige könnte damit Hoffnungen des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamanei torpedieren, der eine reibungslose Übergabe der Macht favorisiert. Rafsandschani war zwischen 1989 und 1997 schon einmal Präsident. Er dürfte einige Stimmen aus dem Reformerlager auf sich vereinigen, das seit 2009 weitgehend seines Einflusses beraubt wurde.

Kurz vor Rafsandschani ging auch die Kandidatur des iranischen Chefunterhändlers bei den internationalen Atomgesprächen, Said Dschalili, ein. Er gilt als konservativer Hardliner und Verbündeter Chameneis. Mit Esfandiar Rahim Mashaie will auch ein enger Vertrauter des scheidenden Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad antreten. Er wird von den Konservativen mit großem Misstrauen betrachtet.

Die Wahl gilt als Stimmungstest dafür, wie stark die Position Chameneis in der unter einer schweren Wirtschaftskrise und unter internationalen Sanktionen leidenden Islamischen Republik noch ist. Nach der umstrittenen Wiederwahl Ahmadinedschads und der Niederlage der Reformer-Kandidaten 2009 war es zu gewalttätigen Protesten gekommen. Es waren die schwersten Unruhen seit der Revolution 1979. Dutzende Menschen wurden getötet.

Um die Nachfolge Ahmadinedschads bewerben sich nach Angaben des Innenministeriums mehr als 680 Bewerber, darunter 30 Frauen. Die Zulassung der Kandidaten liegt nun in den Händen des Wächterrats, eines nicht gewählten Gremiums unter religiöser Aufsicht. Seine Mitglieder werden von Chamenei ernannt, der auch in allen politischen Schlüsselfragen wie der Atompolitik das letzte Wort hat. Der Wächterrat muss bis zum 23. Mai die Namen der zugelassenen Kandidaten bekannt geben.