In Italien soll bereits ab Mittwoch wieder nach einem neuen Kabinett gesucht werden

Rom. Der wiedergewählte italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano hat sein zweites Mandat angetreten und geht sofort die schwierige Regierungsbildung in Rom an. Napolitano, 87, legte am Montag in einer feierlichen Zeremonie vor dem versammelten Parlament den Amtseid ab. Nach Konsultationen mit den großen Parteien könnte Napolitano bereits am Mittwoch einen Politiker mit der Bildung einer Regierung beauftragen. Seit den Parlamentswahlen vor zwei Monaten ist Italien ohne neue Regierung.

Presseberichten zufolge hat der frühere sozialistische Ministerpräsident Giuliano Amato gute Chancen, Chef einer Regierung aus Technokraten und Parteienvertretern zu werden. Der 75-Jährige hatte dem Land schon in den 1990er-Jahren Reformen verordnet. Angesichts der Zerfallsprozesse in der Demokratischen Partei (PD) – die im Februar als stärkste Kraft aus der Parlamentswahl hervorgegangen war, aber eine arbeitsfähige Mehrheit verfehlt hatte – wurden aber Zweifel an der Stabilität der Koalition laut. Denn der Regierung müsste auch das Bündnis des früheren Regierungschefs Silvio Berlusconi angehören, mit der die PD nicht zusammenarbeiten wollte.

PD-Chef Pier Luigi Bersani und die Parteiführung waren zurückgetreten, nachdem zwei ihrer Kandidaten für das Amt des Präsidenten auch am Widerstand in den eigenen Reihen gescheitert waren. Daraufhin verständigte sich die Mehrheit der Parteien in Wahlgremien auf Napolitano. Nicht beteiligt an der Absprache war die Protestbewegung des früheren Komikers Beppe Grillo, die im Parlament drittstärkste Kraft ist. Grillo sprach von einem Staatsstreich und rief zu Massendemonstrationen gegen die etablierten Parteien auf.