Briefe an Obama und einen Senator konnten abgefangen werden

Berlin/Washington. Attentäter haben schon oft mit Paketbomben oder Giftbriefen Angst und Schrecken verbreitet. In den USA sorgten kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September Briefe mit dem Milzbranderreger Anthrax für Aufregung. Fünf Menschen sterben, 13 Opfer erkranken. Der Absender wurde nie gefasst. Seither wird alle an den Kongress gerichtete Post in besonderen Einrichtungen auf mögliche Gefahren untersucht.

Jetzt sorgen Briefe mit dem tödlichen Gift Rizin für Aufregung. Nicht nur an Präsident Barack Obama war ein Giftbrief adressiert, sondern auch an den republikanischen Senator Roger Wicker aus Mississippi. Rizin zählt zu den stärksten biologischen Giften. Schon die Aufnahme geringster Mengen kann tödlich sein. Der Eiweißstoff stammt aus den Samen des Rizinusstrauchs, auch Wunderbaum genannt. Der wird vor allem in Indien, Brasilien und China zur Herstellung von Rizinusöl angebaut. Bei der Gewinnung des Öls gelangt der Stoff in den Pressrückstand. Das Gift kann über Nahrung, Injektion oder auch allein durch Einatmen aufgenommen werden.

Rizin blockiert die Eiweißproduktion in der Zelle und verbindet sich mit körpereigenen Substanzen. Die Zellen sterben ab. Zudem klumpen die roten Blutkörperchen zusammen. Nach einigen Stunden oder Tagen kommt es zu Erbrechen und Durchfall. In schweren Fällen folgen Krämpfe und Organschäden. Der Tod tritt durch Lähmung des Atemzentrums ein. Schon 0,25 Milligramm Rizin können einen Erwachsenen töten, wenn sie in den menschlichen Organismus gelangen. Rizin gilt als potenzielle Biowaffe, kommt aber aus Sicht von Experten weniger für militärische Zwecke als für Attentate auf Einzelpersonen infrage. Bekanntheit erlangte ein Mordanschlag mit Ricin auf den bulgarischen Schriftsteller und Dissidenten Georgi Markow in London 1978. Vermutlich ein Geheimdienstagent aus seiner Heimat stach Markow mit einer vergifteten Regenschirmspitze in den Oberschenkel.

US-Politiker waren schon mehrfach Ziel von Anschlägen von mit Ricin vergifteten Briefen. Im Februar 2004 zum Beispiel traf es den damaligen Führer der Republikaner im US-Senat, Bill Frist. Einen weiteren mit Rizin vergifteten Brief hatten die Täter im November 2003 an den früheren US-Präsidenten George W. Bush geschickt. Beide blieben unverletzt.