US-Geheimdienst berichtet, dass Pjöngjang bereits Atomraketen abfeuern kann

Seoul/Washington. Ein amerikanischer Geheimdienst sieht Nordkorea bereits jetzt in der Lage, atomar bestückte Raketen abzufeuern. Allerdings sei die Technik vermutlich unzuverlässig. Das geht aus einem Bericht des Pentagon-Geheimdienstes hervor. Das US-Verteidigungsministerium wies die Annahme des Berichts der Defense Intelligence Agency (DIA) umgehend zurück. Ein US-Regierungsvertreter sagte, die USA gingen nicht davon aus, dass ein Krieg unmittelbar bevorstehe. Größte Sorge der USA sei allerdings die politische Unerfahrenheit von Nordkoreas 30-jährigem Machthaber Kim Jong-un.

US-Außenminister John Kerry sicherte Südkorea bei einem Besuch in Seoul jegliche Unterstützung der USA zu. Zugleich bekräftigte er die Position seines Landes, dass eine atomare Bewaffnung Nordkoreas nicht hinnehmbar sei. Inmitten der Spannungen sind offenbar auch grenznahe Städte in China ernsthaft alarmiert. In der mittelgroßen Stadt Huichen nahe der nordkoreanischen Grenze hielten Behörden eine Luftalarmübung ab, wie offizielle Medien berichteten. In der Stadt mit 250.000 Einwohnern hätten die Sirenen in Wohngebieten geheult, hieß es.

Einsatzleiter Xu Helin sagte, Huichen plane eine Serie von Luftschutzübungen, um die „Widerstandskraft der Einwohner“ zu stärken. Der TV-Sender Phoenix in Hongkong zitierte jedoch Regierungsquellen, wonach die Übung mit Vorlauf geplant gewesen sei und nichts mit den aktuellen Spannungen zwischen Nord- und Südkorea zu tun gehabt habe.

Das südkoreanische Verteidigungsministerium bekräftigte am Freitag, es gehe nicht davon aus, dass der Norden eine Rakete mit einem atomaren Sprengsatz versehen könne. Zuletzt war darüber spekuliert worden, dass Nordkorea als Demonstration der Stärke in Kürze eine Mittelstreckenrakete testen könnte. Mit einer Reichweite von 3500 Kilometern könnte sie theoretisch einen US-Stützpunkt auf der Pazifikinsel Guam erreichen.

Derzeit finden in Nordkorea die Gedenkfeiern für Staatsgründer Kim Il-sung statt, der am kommenden Montag Geburtstag gehabt hätte. Nordkorea hat bereits drei Atomtests unternommen. Allerdings gibt es bislang keine verlässlichen Hinweise darauf, dass Nordkorea einen so kleinen Atomsprengkopf entwickelt hat, der auf ein Raketen-Trägersystem passen würde. Und China wies derweil Berichte zurück, es verstärke seine Truppen an der Grenze zu Nordkorea.