China drängt die USA, Kontakt zu Diktator Kim aufzunehmen. Putin warnt vor Atomkatastrophe
Seoul/Peking. Nordkorea steht nach tagelangen Drohungen gegen die USA und Südkorea ganz allein auf weiter Flur. Der bisherige Verbündete China und auch Russland warnten den störrischen Nachbarn vor weiteren Provokationen, ebenso wie Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon. Das Regime in Pjöngjang blieb indes auf Konfrontationskurs. Es schloss den mit Südkorea betriebenen Industriepark in Kaesong an der gemeinsamen Grenze. Ohne Nordkorea beim Namen zu nennen, warnte Chinas Präsident Xi Jinping: „Niemandem darf erlaubt werden, eine Region oder sogar die ganze Welt für selbstsüchtige Zwecke ins Chaos zu stürzen.“ Angesichts der Eskalation rief Xi zur Zurückhaltung und zum Dialog auf. Alle Länder sollten zur Wahrung des Friedens beitragen – „egal, ob groß oder klein, stark oder schwach, reich oder arm“.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin forderten Pjöngjang zur Einstellung der militärischen Provokationen auf. Sie sei sich mit Putin sehr einig, dass die internationale Staatengemeinschaft im Zusammenhang mit der Entwicklung um Nordkorea beruhigend einwirken müsse, sagte Merkel nach einem Rundgang mit Putin über die Hannover Messe. Es müsse aber auch darauf hingewirkt werden, dass Nordkorea die „Provokationen“ einstelle.
Putin zeigte sich besorgt über die Eskalation auf der koreanischen Halbinsel. „Ich würde alle dazu aufrufen, sich zu beruhigen und in einem solchen ruhigen Regime am Verhandlungstisch zu beginnen, all die Probleme zu lösen“, sagte er. Mit Blick auf eine mögliche Auseinandersetzung mit Atomwaffen ergänzte er, die Atomkatastrophe von Tschernobyl könne im Vergleich dazu „als ein Kleinkindermärchen erscheinen“. Eine solche Gefahr bestehe.
Auch China sah vor allem in direkten Gesprächen zwischen den USA und Nordkorea einen möglichen Ausweg aus der Krise, wie ein ranghoher chinesischer Außenpolitiker in Peking sagte. „Um die Probleme an der Wurzel zu packen, müssen die USA den Dialog mit Nordkorea führen.“ Alle blickten immer auf China, doch liege der Schlüssel vielmehr bei den USA. Ein europäischer Politiker, der Kontakte zu Sicherheitskreisen in den USA und zu nordkoreanischen Diplomaten unterhält, sagte: „Die USA vergeben sich nichts, wenn sie mit Nordkorea reden.“ Allerdings bringe es wenig, sich an einen Tisch zu setzen, wenn Pjöngjang nicht substanziell reden wolle.
Uno-Generalsekretär Ban warnte Nordkorea „vor allen provokativen Maßnahmen“. Er kenne Berichte über Vorbereitungen eines neuen Atomtests, sagte Ban, der Südkoreaner ist. Südkoreas Medien hatten zuvor über einen möglichen neuen Atomtest des Nordens spekuliert. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul sagte, es seien zwar Aktivitäten auf dem Gelände in Punggye-ri zu beobachten, diese seien jedoch nicht ungewöhnlich. Er betonte aber, die Situation nach dem dritten nordkoreanischen Atomtest sei die gleiche: „Falls Nordkorea die Entscheidung trifft, kann es jederzeit einen Atomtest durchführen.“
Südkorea vermutet, dass Nordkorea in Kürze eine Rakete mit einer Reichweite von 3000 bis 4000 Kilometern von einer mobilen Startrampe starten wird. Nordkorea kündigte die Einstellung des Betriebs im innerkoreanischen Industriepark in Kaesong an der Grenze zu Südkorea an. Alle nordkoreanischen Arbeiter sollen zurückgezogen werden. Die Sonderwirtschaftszone gilt als Symbol der innerkoreanischen Zusammenarbeit und als ein Devisenbringer für den Norden.
(dpa/AFP)