USA verschieben wegen Nordkorea-Krise Raketentest. Schweiz will vermitteln

Washington/Seoul. Die USA haben angesichts der massiven Spannungen mit Nordkorea den Test einer Interkontinentalrakete verschoben. Ziel sei es, Missverständnisse zu vermeiden, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums. Er betonte, der für die kommenden Tage vorgesehene Start einer Minuteman-III-Rakete vom Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien sei seit Langem geplant gewesen. Der Test habe in keinem Zusammenhang mit Nordkorea gestanden und werde voraussichtlich im Mai nachgeholt.

Nordkorea hat in den vergangenen Wochen aus Verärgerung über verschärfte internationale Sanktionen nach seinem dritten Atomwaffentest Südkorea und den USA mit Angriffen und einer nuklearen Eskalation gedroht. Wegen der zugespitzten Lage legte die Führung in Pjöngjang ausländischen Diplomaten nahe, das internationale weitgehend isolierte Land zu verlassen, was diese jedoch ablehnten. „Die Situation ist angespannt, aber ruhig“, bewertete Außenminister Guido Westerwelle (FDP) die Lage am Sonntag nach einem Telefonat mit dem deutschen Botschafter in Nordkorea, Gerhard Thiedemann. Jedwede Fristsetzung, nach deren Ablauf Nordkorea die Sicherheit von Botschaften nicht mehr gewährleisten wolle, sei nicht akzeptabel, sagte der deutsche Chefdiplomat. Es gebe hierzu klare völkerrechtliche Regelungen, die auch für Nordkorea verbindlich seien. Auch China forderte, die Unversehrtheit seiner Diplomaten und Bürger zu garantieren. Die Regierung in Peking ist der einzige finanzielle und diplomatische Unterstützer Nordkoreas, doch ihr scheint die Geduld mit dem Machthaber Kim Jong-un auszugehen. Bereits in der vergangenen Woche übte sie wegen der scharfen Kriegsrhetorik ungewöhnlich direkte Kritik.

Nordkorea hatte erklärt, im Falle eines Konflikts die Sicherheit der Mitarbeiter von Botschaften und internationalen Organisationen ab dem 10. April nicht mehr gewährleisten zu können. Nordkorea hat den USA bereits mit einem atomaren Erstschlag gedroht und erklärt, es befinde sich wieder im Kriegszustand mit dem US-Verbündeten Südkorea. Die USA schickten daraufhin Tarnkappenbomber und Kriegsschiffe in die Region und kündigten an, ein Raketenabwehrsystem auf der Pazifik-Insel Guam zu stationieren.

Die Schweiz bot sich unterdessen an, in dem Konflikt zu vermitteln. Das Außenministerium habe jüngst Kontakt zu den nordkoreanischen Behörden aufgenommen, teilte eine Sprecherin mit. Gegenwärtig gebe es aber keine Pläne für Gespräche. Das neutrale Land hat bereits häufiger bei internationalen Konflikten die Rolle eines Mediatoren eingenommen. So war das Außenministerium in den vergangenen sieben Jahren an mehr als 15 Friedensverhandlungen beteiligt, darunter im Falle von Sudan, Kolumbien, Sri Lanka und Uganda.

Kim Jong-un, 30, der im Dezember 2011 die Macht nach dem Tod seines Vaters Kim Jong-il übernahm, soll in seinen Jugendjahren in der Schweiz unter einem Pseudonym mehrere Jahre in einer Internatsschule ausgebildet worden sein. (rtr)