Brüssel. Amnesty International zählt zwischen 2008 und 2012 mehr als 120 gewalttätige Angriffe gegen Roma in östlichen EU-Ländern. Die EU-Kommission und nationale Behörden müssten dringend mehr zum Schutz der Roma tun, forderte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in Brüssel mit Blick auf den internationalen Roma-Tag am 8. April. Die Amnesty-Zahlen beziehen sich auf Bulgarien, Tschechien, Ungarn und die Slowakei. So wurden in Ungarn im Februar 2009 ein Vater und sein fünfjähriger Sohn erschossen, als sie nach einer mutmaßlichen Brandattacke aus ihrem Haus flüchteten. In der ungarischen Stadt Devecser versammelte sich im Sommer 2012 ein rechtsextremer Mob, der Betonbrocken auf Roma und Roma-Häuser schleuderte. Auch von Messerangriffen auf Roma berichtet Amnesty.

Die Menschenrechtler kritisieren auch die andauernde Praxis, Roma-Siedlungen zwangsräumen zu lassen. In Frankreich, Italien, Rumänien und anderen Ländern seien solche Maßnahmen weiter Realität. Amnesty zufolge kommen zu den behördlichen Räumaktionen Fälle von Selbstjustiz: So vertrieben im Dezember 2012 Bewohner der französischen Stadt Marseille eine komplette Roma-Gemeinschaft aus einem Camp und zündeten danach das Camp an. Die EU-Kommission müsse Gerichtsverfahren gegen EU-Länder einleiten, die die europäische Richtlinie gegen rassistische Diskriminierung nicht angemessen umsetzten, verlangte Amnesty.