Damit droht letztes Band zu Südkorea zu zerreißen

Seoul. Die Regierung in Pjöngjang setzt im Konflikt auf der koreanischen Halbinsel weiter auf Konfrontation. Am Mittwoch verweigerte Nordkorea rund 480 südkoreanischen Arbeitern den Zutritt zur gemeinsamen Sonderwirtschaftszone Kaesong, wie die Regierung in Seoul mitteilte. Zunächst war unklar, wie lange Pjöngjang den vor allem für den Norden wirtschaftlich einträglichen Industriepark abschotten würde. Beobachter fürchteten aber, dass mögliche Vergeltungsmaßnahmen Südkoreas zu einer weiteren Eskalation führen könnten.

Zugleich drohte Pjöngjang den USA offiziell mit einem möglichen Atomangriff. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, veröffentlichte die oberste Militärführung in Pjöngjang am Donnerstag (Ortszeit) eine entsprechende Mitteilung. Darin würden das Weiße Haus und das Pentagon formell darüber in Kenntnis gesetzt, dass militärische „Operationen ohne jede Rücksicht“ nun bewilligt seien. Das schließe auch Atomwaffen neuester Bauart ein.

Der 2004 eröffnete Industriepark Kaesong ist eines der wenigen Symbole der Zusammenarbeit zwischen den beiden koreanischen Staaten, deren dreijähriger Krieg 1953 mit einem Waffenstillstand endete. Rund 120 südkoreanische Firmen sind in Kaesong aktiv und produzierten im vergangenen Jahr Waren wie Uhren, Schuhe und Kleidung im Wert von 470 Millionen Dollar. Mehr als 50.000 Nordkoreaner sind dort beschäftigt und arbeiten unter Führungskräften aus dem Süden.

Nachdem den 480 Südkoreanern am Mittwochmorgen der Weg in die Arbeit jenseits der Grenze verweigert worden war, seien noch im Laufe des Tages 33 der derzeit 860 dort arbeitenden südkoreanischen Angestellten in ihr Heimatland zurückgekehrt, teilte ein Sprecher des südkoreanischen Ministeriums für Wiedervereinigung mit. Pjöngjang hatte bereits vergangene Woche mit der Schließung der Sonderwirtschaftszone gedroht.

Die nordkoreanische Regierung wollte damit auf südkoreanische Medienberichte reagieren, wonach der Industriepark ohnehin nicht geschlossen werde, weil er wichtige Devisen in das bettelarme Land bringe. Für die südkoreanische Wirtschaft an sich fällt die Bedeutung der Sonderwirtschaftszone kaum ins Gewicht, wohl aber für die kleinen Unternehmen des Landes, die dort mit billigen nordkoreanischen Arbeitskräften produzieren können. Zuletzt hatte es wegen gemeinsamer Manöver der USA und Südkoreas 2009 eine dreitägige Unterbrechung der Produktion gegeben.

Am Dienstag hatte Nordkorea zudem angekündigt, einen Plutonium-Reaktor und eine Urananreicherungsanlage wieder zu aktivieren, mit deren Hilfe Bestandteile für Nuklearwaffen produziert werden könnten. Daraufhin prangerte US-Außenminister John Kerry die „unannehmbare Rhetorik der nordkoreanischen Regierung in den vergangenen Tagen“ an. „Die USA werden Nordkorea als Atommacht nicht akzeptieren“, sagte Kerry.