Michalis Sarris arbeitete früher für die Pleitebank Laiki. Die Insel erhält mehr Zeit für ihre Etatziele

Nikosia/Berlin. Zypern steht kurz nach dem Abschluss seiner Verhandlungen über ein Hilfspaket von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) vor einer ernsthaften Regierungskrise. Grund ist der überraschende Rücktritt von Finanzminister Michalis Sarris. Zuvor gab Sarris bekannt, dass Zypern künftig 2,5 Prozent an Zinsen für seine Hilfskredite in Höhe von zehn Milliarden Euro zahlen müsse.

Als eine der Ursachen für den Rückzug des Finanzministers wurde genannt, dass er früher eine führende Position bei der mittlerweile maroden Laiki-Bank bekleidet hatte. Laiki muss wegen der drohenden Pleite abgewickelt werden. Die Troika aus IWF, EU und Europäischer Zentralbank hatte durchgesetzt, dass Laikis Kunden mit mehr als 100.000 Euro an Einlagen bis zu 80 Prozent ihrer Ersparnisse verlieren. Das Geld soll für die Kosten der Abwicklung der Bank genutzt werden.

Berichten einer zyprischen Zeitung zufolge soll Arbeitsminister Charis Georgiades Nachfolger von Sarris werden. Unter den Partnern in der Euro-Zone gilt es allerdings ohnehin als weitgehend bedeutungslos, wer Finanzminister in Zypern ist. Bei den Verhandlungen über das Hilfspaket für den maroden Inselstaat führte Präsident Nikos Anastasiades weitgehend allein die Verhandlungen. Sarris fiel seinen Ministerkollegen vor allem dadurch auf, dass er wiederholt zugeben musste, kein Mandat für Zugeständnisse zu haben.

Sarris musste zu einer Betteltour nach Moskau aufbrechen, von der er ohne jeden Erfolg zurückkehrte. Die Russen verweigerten den Zyprioten weitere Hilfskredite. Und auch für die Übernahme der beiden angeschlagenen, großen zyprischen Banken boten die Russen keinen Investor auf. Erst als klar war, dass Moskau Sarris ohne neue Milliarden nach Hause schicken würde, zeigten sich die Zyprioten überhaupt zu Verhandlungen mit der Troika bereit.

In den weiteren Gesprächen zwischen Troika und Zypern über eine Hilfsvereinbarung gegen Auflagen konnte das Land jetzt ein Zugeständnis herausverhandeln: Die Insel bekommt ein Jahr mehr Zeit, um ihre Budgetziele zu erreichen. Zypern müsse erst 2017 einen Überschuss vor Abzug der Schuldzinsen von vier Prozent erzielen, heißt es in einem Memorandum, das der „Welt“ vorliegt.

Im laufenden Jahr will die Regierung ihr Primärdefizit, also die Haushaltslücke vor Schuldendienst, auf 2,4 Prozent der Wirtschaftskraft des Landes senken. Gleichzeitig soll ein neues Budgetrecht eingeführt werden, das für weitere Einsparungen sorgen soll. Zu weiteren Maßnahmen, die die Finanzlage bessern sollen, gehören zusätzliche Steuereinnahmen auf Immobilienbesitz von mindestens 70 Millionen Euro. Außerdem soll die Körperschaftssteuer für Unternehmen auf 12,5 Prozent steigen. Der Steuersatz auf Kapitaleinkünfte steigt auf 30 Prozent.