Sparsame Schwaben, kiffende Holländer, heißblütige Spanier: Klischees über andere Völker sind meist nicht nett - und politisch unkorrekt. Der Bulgare Yanko Tsvetkov hat einen Atlas voller satirischer Landkarten erstellt. Im Ernst: nur so zum Spaß

Vorurteile sind dumm und hässlich. Fast immer entpuppen sie sich bei näherer Betrachtung als falsch. "Alle Italiener können singen" - wer je in Siena einem knödelnden Gastwirt begegnet ist, kennt das Gegenteil. "Japaner sind höflich", heißt es, aber wer schon mal versucht hat, in einen Fahrstuhl einzusteigen, aus dem eine Gruppe Japaner (mit Fotoapparaten natürlich, genau wie im Klischee) kommt, der weiß, dass er danach seine blauen Flecken zählen kann.

Sagen wir's mal so: Spielerisch mit Vorurteilen umzugehen macht auch Spaß. Es kann sehr lustig sein, über sparsame Schwaben, kiffende Holländer oder heißblütige Spanier zu witzeln. Denn jeder kennt sie, die allgemeingültigen Vorurteile, die oft gar nicht nett und meist politisch unkorrekt sind. Aber ohne die Abgrenzung einer Gruppe von einer anderen, die meist mit Schmähungen und Verunglimpfungen der jeweils Fremden in Verbindung steht, lebt keine Gesellschaft heute auf der Welt. Und so wird die Liste dessen, was man beim anderen auch in einer globalisierten Welt für unvermeidlich hält, nur langsam kürzer.

Der Bulgare Yanko Tsvetkov (gibt es nicht über Bulgaren das Vorurteil, dass sie immer etwas Joghurtähnliches essen und dabei 100 Jahre alt werden?) hat einen sehr witzigen "Atlas der Vorurteile" gezeichnet. Darin sind Weltkartenausschnitte abgebildet, versehen mit den jeweiligen Vorurteilen, die über die dort lebenden Menschen herrschen. Manche der Landesgrenzen sind längst auf den realen Weltkarten verschwunden - aber die Vorurteile, die etwa die Amerikaner über die Russen haben, die sie alle als "Rote" bezeichnen, bestehen dennoch weiter.

Nun haben nicht alle Menschen die gleichen Vorurteile wie beispielsweise wir über Schweden. Für uns ist Schweden nach Tsvetkov das Land von Ikea. Denken Engländer an Schweden, kommt laut Tsvetkov dabei "schrottige Popmusik" heraus. Für Griechen, so malt Tsvetkov, wohnen in Schweden nur "Perverse", für Italiener ist es das Land der "Nobelpreise" und für Russen der Ort für "Gruppensex". Glauben wir nicht auch, dass Russen so was denken? Und bestätigen damit ein weiteres Vorurteil? Viele satirische Landkarten mit schrägen Stereotypen hat Tsvetkov gezeichnet, die großen Spaß machen, wenn man draufschaut. Und das kann man lange. Sehr lange.

Yanko Tsvetkov "Atlas der Vorurteile", Knesebeck Verlag, 80 S., 16,95 Euro