Bestätigung für das Ende des meistgesuchten Terroristen Afrikas fehlt. Angst um Geiseln wächst

Paris/Algier. Zwei getötete Top-Terroristen innerhalb weniger Tage: Wenn sich die Aussagen afrikanischer Militärs bestätigen, hat das gefürchtete Al-Qaida-Netzwerk die schwersten Verluste seit Beginn des Anti-Terror-Krieges in Mali zu verkraften. Nach Abdelhamid Abou Zeid soll nun auch Mokhtar Belmokhtar gefallen sein. Der einäugige 40-Jährige gilt als Drahtzieher des blutigen Angriffs auf das algerische Gasfeld In Amenas. Bei dem im Januar verübten Verbrechen waren Dutzende Menschen ums Leben gekommen, darunter allein 37 Ausländer, die von Belmokhtars Männern als Geiseln genommen worden waren.

Auf offizielle Glückwünsche zu den angeblich erfolgreichen Militäraktionen gegen die berüchtigten Dschihadisten mussten die afrikanischen Soldaten zunächst aber verzichten. Weder die den Anti-Terror-Einsatz führenden Franzosen noch andere Beteiligte wollten am Sonntag die von den Streitkräften des Tschad verbreiteten Berichte bestätigen. "Wir prüfen die Informationen", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Paris knapp.

Bereits am Freitag hatte die Regierung eindringlich vor möglichen Falschmeldungen gewarnt. Kurz zuvor hatte der Tschad die bis heute ebenfalls unbestätigte Tötung Abou Zeids bekannt gegeben. Hinter der Pariser Zurückhaltung vermuten viele die Sorge um das Leben der französischen Geiseln in der Region. Sieben Menschen werden allein im Hauptgefechtsgebiet im nordmalischen Adrar-Massiv vermutet. Acht weitere, darunter vier Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren, halten Islamisten wahrscheinlich in Nigeria fest. Sollten Abou Zeid und Belmokhtar wirklich getötet worden sein, könnte dies deren Anhänger zu Rache veranlassen, meinen Sicherheitsexperten wie Anne Giudicelli.

"Ich bin völlig niedergeschlagen", zitierte die Tageszeitung "Le Parisien" die Frau eines 2010 entführten Franzosen. Dabei hatten zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht die Gerüchte die Runde gemacht, dass von Angehörigen der Entführten nun DNA-Proben genommen werden. Dies wurde als möglicher Hinweis darauf gewertet, dass bei Angriffen auf Terroristenstellungen auch Geiseln getötet worden sein könnten.

Für das Ausbleiben einer Bestätigung des Todes Abou Zeids und Belmokhtars haben manche Experten allerdings noch andere Erklärungen. Demnach könnte es sein, dass absichtlich Falschmeldungen in die Welt gesetzt wurden, um die Islamisten dazu zu bringen, ihren Tod öffentlich zu dementieren. Eine solche Nachricht könnte Anti-Terror-Einheiten dann auf die Spur der Gesuchten bringen.

Stutzig macht Beobachter unter anderem, dass der angebliche Leichnam Abou Zeids bis heute nicht identifiziert werden konnte, obwohl nach Angaben aus Algerien DNA-Material zum Abgleich vorhanden ist. Böse Zungen behaupten sogar, dass der Tschad den Tod der Terroristenführer nur bekannt gegeben habe, um die Moral der eigenen Truppen zu stärken. Bei den Kämpfen im Norden Malis hatten zuletzt mehr als zwei Dutzend Soldaten des Landes ihr Leben gelassen.

Die französische Öffentlichkeit beginnt sich unterdessen zu fragen, ob der Krieg in Mali nicht doch zu einem "zweiten Afghanistan" werden könnte. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian musste bereits in der Vorwoche von anderen Kabinettsmitgliedern genährte Hoffnungen auf einen schnellen Truppenabzug dämpfen. An diesem Sonntag gab es dann neue Hiobsbotschaften. Bei Gefechten im Adrar-Massiv kam ein 26 Jahre alter französischer Fallschirmjäger ums Leben. Die Kämpfe waren nach Angaben Le Drians die heftigsten seit Beginn des französischen Militäreinsatzes im Januar.