Gegen Kardinal O'Brien gibt es Vorwürfe wegen „unangemessenen Verhaltens“ gegenüber Priestern. Er nimmt damit nicht an der Papstwahl teil.

London. Großbritanniens ranghöchster katholischer Geistlicher, Kardinal Keith O'Brien, tritt als Erzbischof der Gemeinde St. Andrews in Edinburgh zurück. Der Vatikan bestätigte O'Briens Rücktritt am Montag. O'Brien teilte überdies mit, er werde nicht am Konklave zur Wahl eines Nachfolgers für Papst Benedikt XVI. teilnehmen. Er wolle bei der Wahl nicht die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen.

Benedikt XVI. habe den Amtsverzicht unter Berufung auf den Kirchenrechtskanon 401, Paragraf 1, angenommen, meldete Radio Vatikan am Montag. Der Paragraf schreibt Diözesanbischöfen vor, mit Vollendung des 75. Lebensjahres ihren Rücktritt anzubieten; O'Brien erreicht dieses Alter am 17. März. Der Amtsverzicht wurde nach vatikanischen Angaben bereits mit Datum vom 18. Februar angenommen.

O'Brien wäre der einzige britische Kardinal gewesen, der zu einem Konklave nach Rom reist. Die Zahl der Papstwähler beträgt damit derzeit 115.

O'Brien war in britischen Medien wegen eines angeblichen „unangemessenen Verhaltens“ gegenüber Priestern in den 80er Jahren in Kritik geraten. Er selbst wies die Vorwürfe zurück. Der Vatikan ging darauf in seiner Stellungnahme nicht ein.

Am Freitag hatte sich O'Brien für eine Abschaffung des Zölibats ausgesprochen. Das Verbot für katholische Priester zu heiraten und Kinder zu haben sei „nicht göttlichen Ursprungs“ und könne überdacht werden, sagte er dem Sender BBC Scotland. Jesus habe nicht gesagt, dass Priester nicht heiraten dürften, erklärte er. O'Brien sagte, er wäre „sehr glücklich“, wenn Priester künftig einen Ehebund eingehen dürften.