Künftig sollen auch Frauen in vordersten Reihen kämpfen. Pentagon will generellen Ausschluss von Soldatinnen vom Kampfgeschehen aufheben.

Washington. US-Soldatinnen sollen künftig bei Militäreinsätzen in den vordersten Reihen kämpfen. Nach Angaben von ranghohen Vertretern aus dem Pentagon wollte Verteidigungsminister Leon Panetta am Donnerstag mehr als 230.000 Positionen an der Gefechtslinie, darunter viele in Infanterie- und Eliteeinheiten der Streitkräfte, für Frauen öffnen. Damit kippt er auf Empfehlung des Generalstabs ein seit 1994 bestehendes Verbot, wonach Frauen von kleineren Kampfeinheiten mit etwa 800 Mann ausgeschlossen sind.

Die Umstellung wird Zeit brauchen. Pläne müssen ausgearbeitet werden, wann und wo die Soldatinnen künftig eingesetzt werden sollen. Einige Positionen dürften schon in diesem Jahr für Frauen offen sein. Gleichwohl haben die Streitkräfte die Möglichkeit, bis Januar 2016 Ausnahmen festzulegen, falls aus ihrer Sicht bestimmte Einheiten für Frauen weiter tabu sein sollten.

Seitens des Kongresses kommt bereits vor der offiziellen Verkündung der Umstellung viel Zustimmung. Aus Sicht der Abgeordneten ist es eine der Zeit angepasste Veränderung. Kritiker machen sich jedoch Sorgen um zusätzliche psychische und emotionale Belastungen für die Soldaten und Soldatinnen. Unter extremen Bedingungen im Kampf sei es kaum möglich, irgendeine Trennung der Geschlechter aufrechtzuerhalten, gab der Vizepräsident des Forschungsrats für Familienangelegeheiten, Jerry Boykin, zu bedenken. Die Truppen seien oft sehr lange im Einsatz und müssten dabei quasi ohne Privatsphäre auskommen.

In der US-Luftwaffe waren bislang 99 Prozent der Stellen für Frauen offen, bei der Marineinfanterie und im Heer dagegen etwa 70 Prozent. Im amerikanischen Militär dienen gegenwärtig 200.000 Frauen, was etwa der Gesamtstärke der Bundeswehr entspricht. Darunter sind 37.000 weibliche Offiziere. In den vergangenen zehn Jahren wurden etwa 280.000 amerikanische Soldatinnen in Kampfgebieten wie Afghanistan oder dem Irak eingesetzt, wo es keine klaren Frontlinien gab. Frauen machten etwa zwei Prozent der US-Todesopfer dort aus.