Mutmaßliche Al-Kaida-Kämpfer töten mindestens zwei Menschen, nehmen mehrere Ausländer als Geiseln. Täter wollen Rache für den Mali-Einsatz.

Algier/London/Dublin/Oslo. Mutmaßliche Al-Kaida-Kämpfer haben in Malis Nachbarland Algerien ein Gasfeld überfallen und zahlreiche Ausländer in ihre Gewalt gebracht. Mindestens zwei Menschen wurden getötet, mindestens sieben weitere verletzt, als die schwer bewaffneten Terroristen am frühen Mittwochmorgen die Siedlung der Ölarbeiter angriffen und sofort das Feuer eröffneten.

Nach Informationen algerischer Medien nahmen die Terroristen zunächst rund 40 Arbeiter als Geiseln, darunter Norweger, Briten, Japaner, einen Iren und einen Franzosen. Die einheimischen Arbeiter wurden nach Angaben örtlicher Medien im Laufe des Tages wieder freigelassen. Die Geiselnehmer hielten jetzt noch 20 Ausländer in ihrer Gewalt, meldete der algerische Rundfunk am Abend. Ein Sprecher der Entführer sagte hingegen, man habe noch 41 Ausländer als Geiseln.

Frankreich kämpft zurzeit an der Seite von Regierungstruppen in Mali gegen islamistische Rebellen. Eine Einheit der Al-Kaida im islamischen Maghreb (AQMI) habe sich für den Angriff auf das Gasfeld verantwortlich erklärt, meldete die mauretanische Nachrichtenagentur ANI. Die AQMI ist eine der drei Gruppen, gegen die die französischen Truppen in Mali vorgehen. Sie hatte Rache für die französische Offensive angedroht.

Ein Sprecher der Geiselnehmer sagte ANI, der Angriff sei die Strafe dafür, dass Algerien französischen Militärflugzeugen erlaubt habe, das Land auf dem Weg zu ihrem Kampfeinsatz in Mali zu überfliegen.

Die Anlage In Amenas liegt im Osten Algeriens nahe der Grenze zu Libyen entfernt mitten in der Wüste. Über die genaue Anzahl der Geiseln gingen die Angaben weit auseinander. Der französische Rundfunk hatte zunächst von sechs Ausländern gesprochen. Laut algerischem Rundfunk handelt es sich bei einem der Getöteten um einen Briten.

Das algerische Innenministerium teilte mit, dass eine Gruppe schwer bewaffneter Terroristen in drei Fahrzeugen am Mittwochfrüh das Lager der Ölarbeiter überfallen habe. Die Bewaffneten hätten zunächst einen Bus ins Visier genommen, der mit einer Gruppe von Ausländern zum Flughafen von In Amenas aufbrechen wollte. Dabei soll es die Toten und Verletzten gegeben haben. Dann seien sie in den Industriekomplex eingedrungen und hätten eine „unbestimmte“ Anzahl Geiseln genommen. Algerische Truppen seien zu dem Ort entsandt worden.

Das britische Außenministerium bestätigte am Mittwoch einen „fortdauernden terroristischen Vorfall“ in der Anlage in Amenas. Auch britische Bürger seien betroffen. Der Ölkonzern BP teilte mit, dass das Feld am Mittwoch um 6 Uhr MEZ von einer Gruppe Bewaffneter angegriffen und besetzt wurde. Der Kontakt dorthin sei extrem schwierig. In In Amenas befinde sich ein Gasfeld, das von der staatlichen algerischen Gesellschaft Sonatrach, BP und der norwegischen Statoil gemeinsam betrieben werde. Es liege 60 Kilometer westlich der libyschen Grenze.

Der Statoil-Konzern bestätigte in Norwegen, dass Terroristen das Gasfeld unter ihre Kontrolle gebracht hätten. Bei einer Pressekonferenz in Stavanger sagte Konzernsprecher Lars Christian Bacher, dass die Angreifer das Feld am Morgen „relativ schnell“ erobert hätten. 13 der 17 Statoil-Mitarbeiter seien zum Zeitpunkt der Attacke anwesend gewesen. Über ihre konkrete Lage wolle man sich aus Sicherheitsgründen nicht äußern. Vorher hatte die Ehefrau eines Norwegers in Medien bestätigt, dass sich ihr Ehemann telefonisch als eine der von den Terroristen genommenen Geiseln gemeldet hätte.

Die algerische Zeitung „El Watan“ berichtete, zwei Franzosen und ein Japaner seien von bewaffneten Männern verschleppt worden, die mit Geländewagen unterwegs waren. Der irische Außenminister Eamon Gilmore forderte die sofortige Freilassung der Gefangenen. Bei dem Iren soll es sich um einen 36 Jahren alten Mann handeln, der zuletzt in Nordirland lebte.

Irland biete der Familie des Entführten konsularische Hilfe an, sagte Gilmore. Darüber hinaus stehe die irische Regierung mit ihren internationalen Partnern in enger Verbindung. „Zu diesem Zeitpunkt sind die Identität und die Motive der Entführer noch unbekannt“, sagte Gilmore. Die Regierung in Dublin werde alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um die Befreiung ihres Landsmannes zu erwirken.