Nach Abzug der kongolesischen Rebellen überfielen bewaffnete Kämpfer ein Flüchtlingslager bei Goma, plünderten und vergewaltigten.

Genf/New York/Goma. Die Uno hat den Rückzug kongolesischer Rebellen aus der Provinzhauptstadt Goma im Osten des Landes begrüßt. „Es ist für den Frieden entscheidend, dass die Rebellen jetzt außerhalb einer 20-Kilometer-Zone rund um Goma bleiben“, sagte ein Uno-Sprecher am Sonntag in New York. Die Rebellen der M23 („Bewegung des 23. März“) hatten sich gemäß eines Abkommens am Sonnabend zurückgezogen. An ihrer Stelle übernahmen kongolesische Polizisten und eine regionale Schutztruppe die Kontrolle in Goma. Bewohner bezeichneten die Lage am Sonntag als ruhig. Die Regierung hatte zuvor Tausende Soldaten etwa 50 Kilometer vor Goma zusammengezogen, um die Rückeroberung der Hauptstadt der Ostprovinz Nord Kivu vorzubereiten.

Die kongolesische Regierung von Präsident Joseph Kabila hat im Gegenzug für den Abzug Gespräche mit den Rebellen in Aussicht gestellt. Ein Termin dafür war zunächst nicht bekannt. Die Rebellen hatten Goma vor knapp zwei Wochen eingenommen und sogar mit einem Marsch auf die Hauptstadt Kinshasa gedroht.

Militärbeobachter der Nachbarstaaten beobachteten den Rückzug der Rebellen am Sonnabend. „Wir gehen zurück nach Rutshuru“, sagte M23-Sprecher Amani Kabasha. Zuvor hatten die Uno-Truppen im Lande den Rebellen beschlagnahmte Waffen zurückgegeben. Der britische Sender BBC berichtete allerdings, dass die Rebellen versucht haben sollen, Waffen aus einem Depot am Flughafen der Stadt in ihre Gewalt zu bringen. Uno-Soldaten hätten sie jedoch erfolgreich daran gehindert.

Nach dem offiziellen Abzug überfielen bewaffnete Kämpfer in der Nacht zu Sonntag das Flüchtlingslager Mugunga III bei Goma und plünderten es. „Uniformierte sind von zwei Seiten ins Lager eingedrungen“, sagte der Lagerleiter Eraston Ngulu Ndibito. „Sie hatten Maschinenpistolen und Granatwerfer.“ Ein Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR erklärte, die Angreifer hätten „Lebensmittel, Telefone, Geld und sogar Kleider“ geraubt und vergewaltigt. Es sei aber niemand getötet worden. Jugendliche aus dem Lager seien gezwungen worden, die Beute fortzuschleppen. „Zwölf von ihnen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren sind zurückgekehrt“, sagte er. Unklar blieb, ob dies alle gewesen waren. In Mugunga III gut zehn Kilometer westlich von Goma leben etwa 30.000 bis 35.000 Menschen.

Unbestätigt blieben Gerüchte, wonach die Rebellen bis zu 50 Millionen US-Dollar aus einer Filiale der Zentralbank gestohlen haben sollen. In den vergangenen Tagen sollen sie zudem zahlreiche Gebäude geplündert haben. Bewohner hatten sich aus Angst vor möglicher Gewalt in ihren Häusern versteckt.

Die Einwohner Gomas zeigten sich erleichtert vom Abzug der Rebellen. „Wir sind glücklich, sie gehen zu sehen“, sagte Soloman Kabiona, ein Bürger Gomas. „Wir haben sehr unter diesen Soldaten gelitten. Sie haben alles geplündert – Motorräder, Geschäfte.“

Am Freitag hatte der Uno-Sicherheitsrat seine Sanktionen gegen Anführer der M23 ausgeweitet. Der zuständige Ausschuss setzte Baudoin Ngaruye und Innocent Kaina auf die Liste der von den Sanktionen betroffenen Individuen. Beide Männer werden für schwere Menschenrechtsverstöße verantwortlich gemacht.

Der Rückzug der Rebellen ist das Ergebnis regionaler Friedensgespräche in Ugandas Hautpstadt Kampala am vergangenen Dienstag. Die M23 setzt sich vorwiegend aus ehemaligen Kämpfern der zuletzt von Laurent Nkunda angeführten Miliz CNDP zusammen, die zeitweise in die kongolesische Armee integriert worden waren. Ruanda und Uganda wird vorgeworfen, die Rebellen zu unterstützen. Zehntausende Menschen sind vor den Kämpfen geflohen. Hilfsorganisationen warnen vor einer Verschlechterung der ohnehin angespannten humanitären Lage im Osten Kongos.