Istanbul. Die Türkei hat die Sperrung ihres Luftraums für syrische Passagiermaschinen offiziell bestätigt. Als Grund nannte Außenminister Ahmet Davutoglu gestern den Missbrauch von syrischen Passagierflugzeugen für den Transport militärischer Güter, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Ankara habe Damaskus bereits am Sonnabend über diese Entscheidung informiert. Dass der syrische Luftraum für die türkische Luftfahrt gesperrt wurde, habe für Ankara keinerlei Bedeutung, unterstrich Davutoglu. Am Mittwoch hatte die Türkei ein syrisches Flugzeug abgefangen und zur Landung in Ankara gezwungen. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan bestätigte den Fund "militärischer Güter" in der Maschine

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) setzt das syrische Regime offenbar auch Streubomben ein. Wie die Organisation in New York mitteilte, stellten syrische Aktivisten im Oktober mindestens 18 Videos ins Internet, auf denen Überreste der von vielen Staaten geächteten Munition zu sehen sind. Unter anderem sollen Regierungstruppen die Munition in oder nahe der Städte Homs, Aleppo und Idlib eingesetzt haben. "Syriens Verachtung für seine eigene Zivilbevölkerung findet Ausdruck in seinem Luftkrieg, bei dem nun offenbar auch diese tödlichen Streubomben über Wohngegenden abgeworfen werden", sagte der Direktor der Abteilung für Waffen von HRW, Steve Goose. Streumunition zerfällt nach dem Abschuss in eine Vielzahl kleiner sogenannter Bomblets, die wegen einer hohen Blindgängerrate noch lange nach ihrem Einsatz eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen.

Mit einer diplomatischen Offensive versucht Deutschland eine weitere Eskalation und damit einen möglichen Nato-Bündnisfall zu verhindern. "Die Lage ist sehr ernst", sagte Außenminister Guido Westerwelle in Istanbul. Dort hatte er auch Gespräche mit der syrischen Opposition und der Arabischen Liga geführt.