Im Berufungsverfahren um die Band Pussy Riot kommt eine der Frauen aus der Haft. Die anderen beiden Urteile wurden bestätigt.

Moskau. Knapp zwei Monate nach dem Hafturteil gegen die drei Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot hat ein Berufungsgericht in Moskau eine der Sängerinnen auf freien Fuß gesetzt. Das Urteil gegen die beiden anderen Frauen wurde am Mittwoch jedoch bestätigt. Die drei Musikerinnen waren Mitte August wegen einer Protestaktion in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Die Haftstrafe für das Bandmitglied Jekatarina Samuzewitsch wurde in eine Bewährungsstrafe umgewandelt. Ein Zeuge habe bestätigt, dass das Bandmitglied vor dem Protest aus der Kathedrale geworden wurde und somit nicht daran beteiligt war.

„Wir wollten niemanden beleidigen“, erklärte am Mittwoch Maria Alechina, die gemeinsam mit Nadeschda Tolokonnikowa und Jekatarina Samuzewitsch vor Gericht stand. Sie hätten gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und auch gegen die Orthodoxe Kirche protestiert, die seine Herrschaft unterstütze. „Wir sind in die Kathedrale gegangen, um dagegen zu protestieren, dass sich die politischen und sprituellen Eliten vereinen“, erklärte Alechina.

Die Mitglieder der Moskauer Punkband hatten im Berufungsverfahren ihre Kritik am Kremlchef bekräftigt. „Wir sind bisher gegen Putin aufgetreten und tun dies jetzt“, sagte die Aktivistin Jekaterina Samuzewitsch (30) am Mittwoch.

Die Richterin unterbrach immer wieder Aussagen der Kremlgegnerinnen gegen Putin mit dem Hinweis, das Gericht sei keine politische Bühne, wie Beobachter berichteten. Vor dem Gerichtsgebäude protestierten sowohl Anhänger der Band mit Rufen wie „Freiheit für Pussy Riot!“ als auch russisch-orthodoxe Christen, die nach harten Strafen riefen.

„Heilige Muttergottes, vertreibe Putin“ war auf einem riesigen Banner an einem Haus zu lesen. Der Spruch erinnert an das umstrittene Protestlied der Band.

Wie bei den bisherigen Sitzungen waren die Sicherheitsvorkehrungen am Gericht extrem. Auf einem großen Transparent forderten Putin-Gegner den Rücktritt des Präsidenten. Mindestens zwei Menschen wurden festgenommen, hieß es.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Musikerinnen als politische Gefangene anerkannt. Die russische Gesellschaft ist bei allgemeiner Ablehnung politischer Proteste in Kirchen Umfragen zufolge tief gespalten in Gegner und Befürworter einer harten Strafe. Das vom Kreml gesteuerte Fernsehen stellt die Aktivistinnen, von denen zwei Mütter kleiner Kinder sind, seit Monaten als Schwerverbrecherinnen dar.

Menschenrechtler sprechen von einer Hexenjagd wie im Mittelalter. Die Frauen entschuldigten sich auch am Mittwoch noch einmal bei den Gläubigen, deren Gefühle sie verletzt haben. Sie betonten, dass sich ihre Aktion nicht gegen russisch-orthodoxe Christen gerichtet habe. Eine Buße, wie die Kirche sie verlangt, lehnten sie jedoch ab.