Vergeltungsaktion für Granateneinschlag. Nato beruft Krisensitzung ein

Damaskus/Istanbul. Dramatische Eskalation im Syrien-Konflikt: Wenige Stunden nach einem tödlichen Granatenangriff auf das türkische Grenzdorf Akcakale hat die türkische Armee gestern erstmals Ziele in dem vom Bürgerkrieg erschütterten Nachbarland angegriffen. Der Einsatz sei eine Vergeltungsaktion für eine Attacke syrischer Regierungstruppen, bei der eine türkische Mutter und ihre vier Kinder getötet und weitere 13 Menschen verletzt wurden, teilte das Büro des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara mit. Die mithilfe von Radargeräten identifizierten Angreifer seien von der Türkei aus mit Artillerie beschossen worden.

International löste der Angriff große Besorgnis aus. Die Nato kam noch am späten Abend zu einer Krisensitzung in Brüssel zusammen. In einer ersten Stellungnahme hat der Nato-Rat den syrischen Granatenangriff als Bruch internationalen Rechts und eine Sicherheitsbedrohung für den Verbündeten Türkei scharf verurteilt. US-Außenministerin Hillary Clinton sprach von einer "sehr gefährlichen Lage", Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) mahnte die Türken, "bei aller verständlicher Empörung mit Besonnenheit zu handeln".

In den umkämpften syrischen Städten Aleppo und Deir as-Saur explodierten gestern fünf Autobomben. Dabei kamen 48 Menschen ums Leben.