Tiflis. Nach der Parlamentswahl in Georgien haben Zehntausende Anhänger des Oppositionsführers Bidsina Iwanischwili trotz unklarer Mehrheitsverhältnisse den möglichen Sieg gefeiert. In der Hauptstadt Tiflis reagierten die Unterstützer des Oligarchen am Montagabend mit Autokorsos und Hupkonzerten auf erste Prognosen, die ihre Bewegung Georgischer Traum vorne sahen. Tausende schwenkten auf dem Freiheitsplatz der Metropole markante blaue Fahnen mit der Nummer 41, die für Iwanischwili steht. "Das Land steht kopf wie nach dem Gewinn einer Fußball-WM", berichteten Augenzeugen aus der Südkaukasus-Republik am Schwarzen Meer. Obwohl die Opposition wohl mit mehr als der Hälfte der Stimmen in Führung liegt, muss das wegen einer Besonderheit im Wahlrecht in Georgien nicht automatisch die Mehrheit im Parlament bedeuten.

Iwanischwilis Gegner, Staatschef Michail Saakaschwili, sah sich ebenfalls als Sieger. "Es ist nötig, das Endergebnis abzuwarten", sagte der Präsident dem TV-Sender Rustawi-2. Er räumte ein, dass "Tiflis verloren" sei. Aber in den Regionen habe seine Partei Vereinte Nationale Bewegung starke Direktkandidaten, betonte Saakaschwili. Fast die Hälfte der 150 Sitze im Parlament in Tiflis wird an Direktkandidaten vergeben, sodass die Mandatsverteilung zunächst unklar blieb. Mit ersten aussagekräftigen Ergebnissen wurde in der Nacht zum Dienstag gerechnet.

Als sicher galt am Montag, dass das Machtmonopol von Saakaschwili gebrochen ist. Der öffentlich-rechtliche Sender 1TV nutzte eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), wonach Saakaschwilis Lager auf 41 Prozent der Stimmen gekommen sei. Die Oppositionsbewegung Georgischer Traum von Iwanischwili erreichte demnach 51 Prozent. Auch andere Sender gaben diese Zahlen an.

Sowohl Saakaschwili als auch Iwanischwili haben betont, dass sie einen pro-westlichen Kurs beibehalten wollen und eine Mitgliedschaft in EU und Nato anstreben.