Mahmud Ahmadinedschad hält sich beim letzten Auftritt in der Generalversammlung zurück - gestänkert hatte er vorher schon

New York. Es ist wie immer, wenn Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad in New York weilt, um in der Generalversammlung der Vereinten Nationen das Wort zu erheben. Wie jedes Jahr logiert er mit großem Gefolge im Warwick, einem der feinsten Hotels der Stadt. Fast eine Million Dollar kosten die Zimmer für die 140 Leute, die der Holocaust-Leugner bei seinem inzwischen achten Besuch bei der Uno dabeihat. Seit dem Wochenende ist er da.

Und seitdem bereitet die versammelte Diplomatenwelt sich auf den alljährlichen Eklat vor. Gestern, kurz vor Beginn der Mittagszeit in New York, war es so weit. Doch der derzeit wohl größte Krawallmacher in der internationalen Politik zeigte sich überraschend milde: In seiner halbstündigen Rede beklagte er den Zustand der Welt, die unter Hochrüstung, Arroganz und Armut leide. Verantwortlich machte er dafür jedoch nur allgemein "den Kapitalismus" oder "bestimmte Nationen". Mit Angriffen auf Israel und den Westen hielt er sich zurück. Weil es absehbar seine letzte Rede in der Generalversammlung war? Ahmadinedschads zweite Amtszeit in Teheran endet in neun Monaten. Danach, das hat der 55-Jährige schon angekündigt, will er wieder als Wissenschaftler arbeiten.

Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verpasste Ahmadinedschads ungewöhnliche Rede, weil er der Sitzung vorsorglich ferngeblieben war - ebenso wie die US-Delegation. Deren Begründung: "In den letzten Tagen hat Herr Ahmadinedschad seine Reise zu den Vereinten Nationen wieder einmal nicht genutzt, um die berechtigten Forderungen des iranischen Volkes vorzubringen", hieß es aus dem State Department. "Stattdessen hat er erneut paranoide Theorien verbreitet und widerwärtige Beschimpfungen gegen Israel losgelassen."

Während seiner ersten Tage in New York hatte Ahmadinedschad zahlreichen westlichen Medien Interviews gegeben. Vom US-Fernsehsender CNN bekam er sogar eine ganze Stunde. Neben der Hetze gegen Homosexuelle gab es dabei die üblichen Schmähungen gegen Israel, unterlegt mit dem süffisanten Ahmadinedschad-Lächeln.

Und schon beim ersten diesjährigen Auftritt vor der Vollversammlung sorgte der Iraner für Ärger - obwohl Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon angesichts der angeheizten Debatte über einen möglichen Militärschlag Israels gegen den nach Überzeugung des Westens nach Atomwaffen strebenden Iran gerade erst vor den "schädlichen Folgen von Hetz-Rhetorik" gewarnt hatte. Zum Atomstreit mit dem Rest der Welt sagte der Iraner mit Blick auf Israel: "Einige Mitglieder des Sicherheitsrats mit Vetorecht sind entschlossen, die nuklearen Sprengköpfe eines Schwindelregimes zu verschweigen und zugleich den wissenschaftlichen Fortschritt in anderen Nationen zu verhindern." Israels Uno-Botschafter Ron Prosor verließ empört den Saal.

Trotz des ewigen Ärgers will man mit dem Iran aber im Gespräch bleiben. US-Präsident Barack Obama machte das in seiner Rede vor der Vollversammlung deutlich. Noch gebe es "Zeit und Raum" für eine politische Lösung. Ein Diplomat aus dem Kreis der 5+1-Gruppe (die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats und Deutschland), die mit Teheran verhandelt, sagt: "Wir glauben, dass Ahmadinedschad im iranischen Machtgefüge keine entscheidende Rolle mehr spielt. Er ist heute schon eine lahme Ente."