Präsidentschaftskandidat um Schadensbegrenzung bemüht

Washington. Der konservative Herausforderer von US-Präsident Barack Obama, Mitt Romney, verliert nach Bekanntwerden seiner abschätzigen Kommentare über ärmere Amerikaner in der Wählergunst. Einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge sehen 43 Prozent der befragten Wähler Romney nun als weniger vorteilhaft an als zuvor. Fast 60 Prozent der Befragten sehen in den Äußerungen des Präsidentschaftskandidaten eine unfaire Herabsetzung eines großen Teils der Amerikaner. In einer täglichen Erhebung baute Obama seinen Vorsprung um einen Punkt auf fünf Prozent aus. Demnach würden 48 Prozent der Befragten für Obama stimmen, wenn jetzt die Wahlen wären. Romney käme auf 43 Prozent.

Der Multimillionär Romney hatte während einer exklusiven Wahlkampfveranstaltung über die Anhänger von Obama erklärt, sie sähen sich als Opfer und setzten nur darauf, dass der Staat sie unterstützen müsse. Um diese 47 Prozent der Wähler werde er sich nicht kümmern, sagte der Kandidat. Seine Äußerungen während einer Spendengala im Mai waren heimlich mitgeschnitten und erst jetzt veröffentlicht worden. Die Ipsos-Meinungsforscherin Julia Clark nannte das Video ein Problem für Romney, wenn auch kein wahlentscheidendes. "Solche Dinge haben Einfluss auf das Image des Kandidaten, aber es ist nicht entscheidend dafür, für wen die Leute am Wahltag tatsächlich stimmen", sagte Clark.

Romney, dessen Äußerungen auch in konservativen Kreisen und in seiner Republikanischen Partei mit Unverständnis aufgenommen wurden, bemühte sich derweil um Schadensbegrenzung. "Mein Wahlkampf dreht sich um 100 Prozent", sagte der Ex-Gouverneur in einem Interview mit dem spanischsprachigen US-Fernsehsender Univision. "Er dreht sich um die 100 Prozent in Amerika, und ich sorge mich um sie. Ich bin besorgt über die Tatsache, dass das Leben für Amerikaner in den vergangenen vier Jahren härter geworden ist."

Das Univision-Interview war zunächst im Internet gezeigt worden. Das Romney-Lager veröffentlichte dann Auszüge, bevor das Interview am späten Abend im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Darin beklagt Romney, dass mehr und mehr Leute in Armut gerieten und auf Lebensmittelmarken angewiesen seien.

Er wisse, dass er nicht 100 Prozent der Stimmen erhalten werde, sagte der Republikaner. Sein Wahlkampf werde sich auf jene Menschen konzentrieren, von denen er glaube, dass sie zu seiner Unterstützung bewogen werden könnten. "Aber dies ist ein Wahlkampf, der sich darum dreht, Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen", versicherte Romney. Er habe in der Vergangenheit seine Fähigkeit demonstriert, "den 100 Prozent zu helfen".