Benedikt XVI. wurde im Libanon begeistert empfangen. Er fordert Versöhnung

Beirut. In Beirut hat Papst Benedikt XVI. mit rund 300 000 Christen aus dem ganzen Nahen Osten einen Gottesdienst unter freiem Himmel gefeiert. Dabei warb er erneut für Frieden und Versöhnung zwischen Christen und Muslimen. Die Messe an der "Waterfront" der Mittelmeermetropole war der Höhepunkt und der größte öffentliche Auftritt der dreitägigen Nahost-Reise in den Libanon.

Am Ende der Feier überreichte Benedikt XVI. den katholischen Kirchenführern der Region das Abschlussdokument einer Bischofssynode über den Nahen Osten. Das Dokument, Ergebnis einer Bischofssynode im Herbst 2010 im Vatikan, enthält Leitlinien für das künftige Wirken der katholischen Kirchen im Nahen Osten. An der Messe nahm auch der libanesische Staatspräsident Michel Suleiman teil, ein maronitischer Christ.

Den Gottesdienst begleiteten hohe Sicherheitsvorkehrungen, noch einmal verstärkt seit den aktuellen Unruhen in der arabischen Welt.

In seiner Predigt rief der Papst die Christen im Nahen Osten zum Einsatz für Frieden und Versöhnung auf. Sie müssten in ihrem persönlichen Umfeld und an ihrem Platz in der Gesellschaft als "Diener des Friedens und der Versöhnung" wirken. Zugleich ermutigte Benedikt XVI. die bedrängten Christen im Nahen Osten. Ihr körperliches und seelisches Leiden sei "nicht vergeblich".

Wie bereits am Vorabend bei einer Begegnung mit Jugendlichen wurde der 85-jährige Papst von der Menge begeistert empfangen. Tausende trugen Fähnchen in den Farben des Vatikans und des Libanon. Die Messe feierte der Papst buchstäblich auf den Trümmern des libanesischen Bürgerkriegs: Die "Waterfront" wurde mit dem Schutt zerschossener Häuser aus den Kämpfen von 1975 bis 1990 aufgeschüttet.

Maroniten-Patriarch Bechara Rai nannte den Besuch des Papstes ein Zeichen der Hoffnung in einer Zeit, in der radikale Umbrüche die Sicherheit und Stabilität in der Region gefährdeten. Erneut sprach er von Schwierigkeiten für Christen, im Nahen Osten verwurzelt zu bleiben. Ein "spiritueller Frühling" der Christen müsse dem erwarteten Arabischen Frühling vorausgehen, sagte Rai, Oberhaupt der größten christlichen Gemeinschaft im Libanon.

Die Sprachen des Gottesdienstes waren die offiziellen Landessprachen Arabisch und Französisch. Fürbitten wurden aber auch auf Armenisch, Englisch und Griechisch vorgetragen - ein Zeichen, dass es eine Feier für die Menschen der ganzen Region sei.

Am Abend beendete der Papst seine 24. Auslandsreise und flog nach Rom zurück.