Auf dem Parteitag im Oktober soll er nun zum neuen Parteichef gekürt werden

Peking. Auf der Liste von Chinas Spitzenpolitikern, die Kanzlerin Angela Merkel gestern traf, stand anfangs nicht der Name Xi Jinping. Offiziell ist der 59 Jahre alte Vizestaatspräsident, Vizemilitärchef und Präsident der Parteihochschule erst Nummer sechs im neunköpfigen Politbüroausschuss. Dann setzte Pekings Protokoll ihn doch drauf. Merkel traf zuerst Parteichef Hu Jintao, Premier Wen Jiabao, Parlamentschef Wu Bangguo und Vizepremier Li Keqiang, den designierten Ministerpräsidenten des Landes. Als Fünfter im Bunde kam überraschend Xi dazu. Auf dem Parteitag im Oktober wird er als neuer Parteichef gekürt und ist dann Nummer 1 der neuen Weltmacht China. Es war eine Geste, wie sehr Peking Deutschlands Regierungschefin schätzt.

Der Aufstieg war dem Sohn des Altrevolutionärs Xi Zhongxun nur scheinbar in die Wiege gelegt worden. Der Vater wurde Vizepremier, als der in Peking im Juni 1953 geborene Xi sechs war. Er war neun Jahre, als sein Vater bei Mao Tse-tung in Ungnade fiel und 16 Jahre lang bis zu seiner Rehabilitierung 1978 verbannt und verfolgt wurde. Xi entzog sich der Sippenhaft, indem er 1969 aufs Bauernland ging. 1975 schaffte er es, von dort auf die Universität zu kommen. Er studierte Chemie, machte politische Karriere in der Partei, promovierte später in Rechtswesen. Er wurde Parteichef von Fujian, dann von Zhejiang und Shanghai, hielt aber Kontakt zur Basis. 2007 stieg er in die Pekinger Zentrale auf.

Über seine Jahre 1969 bis 1975, die ihn auf den Karriereweg brachten, hat Xi Jinping in einem 2003 verfassten Kurzporträt Auskunft gegeben. Darin berichtet der künftige Parteichef Chinas, wie einst seine Anträge auf Parteimitgliedschaft abgelehnt wurden, weil sein Vater als "Anti-Partei-Element" galt. "In jener Zeit schrieb ich zehnmal Anträge, um in die Partei aufgenommen zu werden. Sie wurden mir wegen meiner Familiensituation abgelehnt. Die Bauern der Kommune wollten, dass ich bei ihnen im Dorf bleiben sollte. Sie halfen mir meinen Parteiaufnahmeantrag an die Kreisorganisation zu stellen. Dort meinte der damalige Parteisekretär, dass mein Fall kompliziert sei. Aber die Bauern wollten, dass ich bleibe. Das Problem meines Vaters sollte kein Hindernis für meinen Parteieintritt sein. Er befürwortete ihn. Er sorgte auch dafür, dass ich später Sekretär der Parteizelle in der Brigade wurde", schreibt Xi in seinem Porträt.

"Ich war nun Dorffunktionär, wünschte mir aber, studieren zu können. Pekings Qinghua-Universität vergab für Herbst 1975 zwei Studienplätze für die Revolutionsregion Yanan, zu der ich gehörte", fährt Xi fort und beendet seine Geschichte über die nun beginnende steile politische Karriere mit den Sätzen: "Ich studierte Marxismus und ideologisch politische Erziehung. Ich veröffentlichte Bücher und Artikel, die sich eng an der Praxis anlehnten ...Wir sollten aber nie vergessen, dass wir nur Diener des Volkes sind. Deswegen bin ich ein Mensch geworden, der mit beiden Beine auf dem Boden steht ..."