Entgleisung des Republikaners Akin beschädigt US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney

Hamburg. Falls der Kongressabgeordnete Todd Akin aus dem amerikanischen Bundessstaat Missouri ausgerechnet mitten im Wahlkampf plötzlich den Wunsch gehegt hätte, politischen Selbstmord zu begehen - dann hätte er jetzt jedenfalls alles goldrichtig gemacht. Akin, Jahrgang 1947, ist ein Veteran des Washingtoner Politikbetriebes. Selbst innerhalb seiner Partei gilt der Tea-Party-Anhänger als stramm konservativ. Im Liberalismus lauert für ihn "ein Hass auf Gott".

Akin hatte sich entschieden, bei der Senatswahl 2012 gegen die demokratische Amtsinhaberin in Missouri, Claire McCaskill, anzutreten und ihr den Sitz abzuknöpfen. Alles lief zunächst blendend für ihn - der Staat Missouri ist in den vergangenen Jahren immer konservativer geworden. In einem innerparteilichen Ausscheidungskampf schaltete Akin den Multimillionär John Brunner und sogar die populäre frühere Finanzministerin von Missouri, Sarah Steelman, aus.

Und dann gab Todd Akin der Fernsehstation KTVI aus St. Louis ein folgenreiches Interview. Wohl wissend, dass der Republikaner ein erbitterter Gegner der Abtreibung ist, fragte der Journalist, ob Akin denn Abtreibungen in jenen Fällen unterstützen würde, in denen Frauen vergewaltigt worden sind. Es sei ja wohl sehr selten, dass vergewaltigte Frauen schwanger würden, entgegnete Akin. Um hinzuzufügen: "Falls es sich wirklich um eine echte Vergewaltigung handelt, hat der weibliche Körper Mittel, die ganze Sache abzubrechen." Akin verwendete dabei den merkwürdigen Ausdruck "legitimate rape", der wörtlich übersetzt "legitime Vergewaltigung" bedeutet.

Eine Welle der Empörung schlägt seitdem über dem Kandidaten zusammen. Frauen nehmen Todd Akin nicht nur den Unsinn mit der körpereigenen Schwangerschaftsabwehr übel, sondern auch, dass er mit seiner Formulierung offenbar eine bestimmte Sicht männlicher Hardliner auf den Straftatbestand der Vergewaltigung transportiert hat. Nämlich, dass es sich nur im Fall von fremden Tätern, die Gewalt anwenden, um echte Vergewaltigung handelt. Bei Ehemännern, Freunden, Kollegen etc. handele es sich danach eher um minder schwere Vergehen. "Vergewaltigung ist Vergewaltigung", stellte US-Präsident Barack Obama klar. "Und die Vorstellung, dass wir hier zergliedern, qualifizieren und aufspalten, um klarzustellen, über was für eine Art von Vergewaltigung wir denn reden, ergibt für das amerikanische Volk und ganz bestimmt für mich keinen Sinn."

Todd Akin kroch rasch zu Kreuze, entschuldigte sich und erklärte: "Vergewaltigung ist nie legitim. Es ist ein bösartiger Akt, begangen von gewalttätigen Raubtieren. Ich habe die falschen Worte auf die falsche Weise benutzt."

Doch der Schaden, den "Rapegate" für die "Grand Old Party" bedeutet, ist immens. Ein entsetzter Präsidentschaftskandidat Mitt Romney nannte Akins Worte "beleidigend, unentschuldbar und, offen gesagt, falsch". Schwergewichte der Republikanischen Partei haben Todd Akin bereits nahegelegt, auf seine Senatskandidatur in Missouri zu verzichten; fünf Millionen Dollar an Wahlkampfgeldern der Partei und auch alle sonstige Unterstützung wurden ihm gestrichen. Sogar die Tea Party verlangt seinen Rückzug.

Akin gab sich zunächst kampfbereit, erschien aber nicht als geladener Interviewgast in der populären Sendung des CNN-Talkmasters Piers Morgan. Die Kamera zeigte einen leeren Stuhl. Morgan nannte Akin in der Sendung "eine feige, kleine Knalltüte".