Tokio. Im wieder aufgeflammten Streit zwischen Japan und China um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer eskalieren die gegenseitigen Provokationen. Nach teils gewaltsamen Protestaktionen in China gegen die Landung japanischer Aktivisten auf einer der Inseln am Wochenende gab Japan gestern bekannt, dass die Lokalregierung unter dem nationalistischen Gouverneur von Tokio, Shintaro Ishihara, die Erlaubnis für eine Landung beantragt habe. Japan und China erheben beide Anspruch auf die in Japan Senkaku und in China Diaoyu genannten Inseln. Von strategischer Bedeutung sind in der Region vor allem größere Fischbestände und vermutete Ölvorkommen.

Unterdessen wurden die zehn Aktivisten und Lokalpolitiker, die am Sonntag unerlaubt per Boot zu der Insel Uotsuri gelangt und dort japanische Flaggen entfaltet hatten, von der heimischen Polizei verhört. Regierungssprecher Osamu Fujimura nannte die Aktion bedauerlich, da sie ohne die erforderliche Erlaubnis der Zentralregierung erfolgt sei. Zugleich aber wies er die Proteste in China sowie Taiwan, das ebenfalls Anspruch auf die Inseln erhebt, gegen den Vorfall als inakzeptabel zurück. Er bekräftigte die Haltung Japans, wonach die Senkaku-Inseln historisch und nach internationalem Gesetz zu Japan gehörten. Daher gebe es darüber auch keinen Territorial-Disput.

In China waren am Wochenende aus Protest gegen die Aktion der Japaner auf der größten der Inseln Tausende von Menschen in mehreren Städten auf die Straße gegangen. Dabei wurden nach Medienberichten auch japanische Restaurants und Autos beschädigt. Peking reichte zudem offiziell Beschwerde bei der japanischen Regierung ein. "Die japanische Seite sollte angemessen auf die Situation reagieren und verhindern, dass die Beziehungen beider Länder insgesamt Schaden nehmen", sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Qin Gang. Der japanische Botschafter wurde einberufen.

Das japanische Außenministerium erklärte, die Beschwerde des chinesischen Botschafters sei abgewiesen worden. Der stellvertretende japanische Außenminister Kenichiro Sasae habe erklärt, dass die Proteste in China bedauernswert seien. Die chinesische Regierung solle für die Sicherheit von Tausenden Japanern in China sorgen.

Nur wenige Tage zuvor waren auf derselben Insel 14 chinesische Aktivisten gelandet und hatten ihrerseits chinesische Flaggen gehisst. Japan ließ die Hongkong-Chinesen festnehmen und schob sie kurz daraufhin ab.