Peking. Der Mordprozess gegen die Ehefrau des gestürzten chinesischen Spitzenpolitikers Bo Xiliai ist nach nur einem Tag beendet. Der 53 Jahre alten Gu Kailai und ihrem Hausangestellten Zhang Xiaojun wird vorgeworfen, den britischen Geschäftsmann Neil Heywood im November 2011 getötet zu haben. Der mit Spannung erwartete Prozess ging gestern unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der ostchinesischen Stadt Hefei über die Bühne. Das Urteil werde das Gericht zu einem späteren Zeitpunkt verkünden, berichteten chinesische Medien.

Der schillernde Kriminalfall und der Sturz von Bo Xilai sind für die Kommunistische Partei in China zu einer Belastungsprobe geworden. Sie haben die Vorbereitungen für den im Herbst geplanten Generationswechsel an der Spitze der Partei durcheinandergewirbelt. Die Staatsmedien nannten das Verfahren einen Test für die Rechtsstaatlichkeit Chinas. Kritiker sprechen dagegen von einem politischen Schauprozess. Bo Xilai war im März dieses Jahres als Chef der Kommunistischen Partei in der Region Chongqing abgesetzt worden. Am 11. April verlor der charismatische Politiker seinen Sitz im Politbüro der Partei, während seine Frau am gleichen Tag unter Mordverdacht festgenommen wurde.

Gu Kailai wird beschuldigt, den Briten Heywood in einem Luxushotel vergiftet zu haben. Sie und ihr Sohn Bo Guagua hatten nach Angaben der Ermittler Streit mit dem Geschäftsmann. Sie soll mithilfe Heywoods versucht haben, Geld ins Ausland schaffen. Als der Plan aufzufliegen drohte, soll sie Heywood mithilfe der weiteren angeklagten Person umgebracht haben - aus Angst, die Ereignisse würden der Karriere ihres Mannes schaden. Die Funktionärsgattin könnte zum Tode verurteilt werden, Experten gehen aber davon aus, dass Gu auch nur mit einer lebenslangen Haftstrafe belegt werden könnte. Der Tod Heywoods war zunächst vertuscht worden. Heute müssen sich dafür mehrere Polizisten aus Chongqing vor Gericht verantworten.