Fünf Tage nach seiner Verurteilung in Birma ist der US-Bürger John Yettaw aus der Haft entlassen worden und auf dem Weg in die Heimat.

Rangun. Erst Nordkorea, jetzt Birma: Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen hat ein US-Politiker die Freilassung eines amerikanischen Bürgers aus der Haft in einem diktatorischen Land erreicht. Der in Birma zu sieben Jahren Arbeitslager verurteilte Mormonenpriester John Yettaw konnte das Land am Sonntag in Begleitung von US-Senator John Webb als freier Mann verlassen. Webb hatte während seines Besuches in dem südostasiatischen Land mit Juntachef Than Shwe gesprochen und auch die seit vielen Jahren unter Hausarrest stehende birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi getroffen. In ihrem Fall gab es jedoch keine sichtbaren Fortschritte.

Erst Anfang des Monats hatte der frühere US-Präsident Bill Clinton bei einem Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il in Pjöngjang die Freilassung von zwei zu je zwölf Jahren Arbeitslager verurteilten US-Journalisten erreicht. Das kommunistische Regime feierte Clinton, dessen Mission als privat deklariert worden war, als Staatsgast. Die Asien-Reisen Clintons und Webbs sind Ausdruck der weicheren Linie der neuen US-Regierung unter Barack Obama gegenüber Regimen, die Washington bisher als Paria-Staaten gemieden hatte.

Die Anhänger Suu Kyis machen Yettaw dafür verantwortlich, dass die Oppositionsführerin bis nach der von der Junta für 2010 versprochenen Parlamentswahlen von der politischen Bühne verbannt bleiben dürfte. Der 53-Jährige war am 3. Mai über den Iyun-See zu Suu Kyis Anwesen geschwommen - angeblich, um ihr über seine Vision von einem Attentat zu berichten. Er war zwei Tage im Haus Suu Kyis geblieben.

Die Militärjunta hatte dies zum Anlass genommen, die Oppositionspolitikerin wegen Verstoßes gegen die Auflagen ihres Hausarrests vor Gericht zu stellen. Suu Kyi wurde am vergangenen Dienstag zu drei Jahren Haft verurteilt, Juntachef Than Shwe wandelte die Strafe umgehend in 18 weitere Monate Hausarrest um. Ursprünglich hatte der Hausarrest - in dem Suu Kyi fast 14 der vergangenen 20 Jahre verbracht hat - Ende Mai enden sollen.

Vor seiner Rückreise in einem privaten Charterflugzeug dankte Senator Webb Juntachef Than Shwe für die Freilassung Yettaws, der unter anderem an Epilepsie und Herzproblemen leiden soll. Der US- Politiker betonte vor seinem Abflug nach Bangkok, er habe bei seinem Treffen mit Than Shwe am Samstag auch die Freilassung Suu Kyis gefordert. „Aber es scheint da ein paar Hindernisse vor einer Einigung zu geben“, meinte der US-Politiker.

Webb, Vorsitzender des für Ostasien zuständigen Senatsausschusses, hatte am Samstag als erster US-Politiker mit Than Shwe seit dessen Machtübernahme 1992 sowie mit Suu Kyi gesprochen. Die birmanische Opposition kritisierte die Aufwertung des Regimes durch den Besuch Webbs. Mit Sicherheit würde beim birmanischen Volk ein negativer Eindruck zurückbleiben, sagte Aung Din, Vorsitzender der US-Bewegung für Demokratie. „Sie (die Birmaner) werden denken, dass Diktatoren die Amerikaner leicht zufriedenstellen können, wenn sie nur ihre Staatsbürger freibekommen.“