Belgrad. In Serbien hat am Freitag die neu gewählte Koalitionsregierung unter Führung der sozialistischen Partei (SPS) ihr Amt angetreten. Zum Ministerpräsidenten wurde der SPS-Vorsitzende Ivica Dacic gewählt. In seiner Antrittsrede vor dem Parlament in Belgrad kündigte der 46-Jährige an, sich für eine Versöhnung auf dem Balkan und einen EU-Beitritt des Landes einzusetzen. Sein Kabinett wurde von 142 Abgeordneten gebilligt, 72 stimmten dagegen. Der Koalitionsregierung gehören neben den Sozialisten auch Minister der nationalistischen Progressiven Partei von Staatspräsident Tomislav Nikolic sowie mehrerer kleinerer Gruppierungen an.

Dacics Nominierung hatte Befürchtungen vor einem Wiedererstarken des Nationalismus in der Region ausgelöst. Der neue Regierungschef war während der Balkankriege in den 90er-Jahren Sprecher von Präsident Slobodan Milosovic, dem später wegen seiner Rolle in dem blutigen Konflikt vor einem Uno-Kriegsverbrechertribunal der Prozess gemacht wurde.

In seiner Antrittsrede sagte Dacic, auf dem Balkan sei genug Blut geflossen. "Wir sollten uns der Zukunft zuwenden und die Vergangenheit ruhen lassen", erklärte er. Zu den größten Herausforderungen der neuen Regierung zählen die hohe Arbeitslosigkeit und die äußerst angespannte wirtschaftliche Lage des Landes. Zudem hatte die neue Regierung schon vor ihrer Wahl den Kampf gegen die alles beherrschende Korruption als ein zentrales Ziel bezeichnet. Serbien wird in internationalen Vergleichen regelmäßig als eines der korruptesten Länder in Europa ausgewiesen. Von den jährlichen öffentlichen Beschaffungen in Höhe von vier Milliarden Euro sollen nach Schätzungen bis zu einem Viertel veruntreut werden.