Brüssel. Es wäre die neueste Medizin der Euro-Retter für den spanischen Patienten - und der bekommt sie nun möglicherweise früher verabreicht als ursprünglich gedacht: Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge denken die Länder der Währungszone über den Kauf spanischer Staatsanleihen mit Mitteln aus dem Euro-Rettungsschirm EFSF nach. Durch die Intervention auf dem sogenannten Sekundärmarkt solle die Nachfrage nach den Schuldscheinen angekurbelt und damit die drückende Zinslast des Landes gesenkt werden. "Die Instrumente stehen jedenfalls zur Verfügung", sagte ein EU-Diplomat.

Die Zeitung zitierte einen anderen Kenner der Materie aus EU-Kreisen: Zwar sei das spanische Bankenproblem noch nicht gelöst, "aber wir sind dabei, dies zu tun". Aufseiten der Euro-Gruppe gab man sich zugeknöpft. Dort hieß es zu den Spekulationen lediglich "kein Kommentar". Die Reserviertheit verwundert nicht, geht es bei dem bislang noch nie genutzten Instrument doch um unangekündigte, also praktisch "geheime" Anleihenkäufe, um die Märkte auszutricksen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte den ebenfalls gebeutelten italienischen Staat bereits Anfang Juli ermutigt, die bestehenden Instrumente zu nutzen und zu testen - und zwar "ohne das im Einzelnen vorher anzukündigen". Im Ernstfall könnte der Rettungsschirm EFSF dann binnen Tagen eingreifen.

Und wie sähe die Nacht-und-Nebel-Rettung im Einzelnen aus? Anders als für Griechenland, Portugal, Irland oder Zypern gäbe es kein umfassendes Rettungsprogramm, stattdessen würde der Rettungsfonds EFSF am Markt Anleihen des betroffenen Staates aufkaufen - also nicht direkt vom Staat, sondern von privatwirtschaftlichen Akteuren wie Banken. Durch den Eingriff sollen die Zinsen sofort gedrückt werden. Das Signal, so die Hoffnung, könnte private Investoren dazu ermutigen, selbst wieder zuzugreifen, ohne für das eingegangene Ausfallrisiko horrende Renditen zu verlangen.