Mit Staatshilfen für Hybrid- und Elektroautos will die neue französische Regierung den kriselnden heimischen Autobauern unter die Arme greifen.

Paris. Mit höheren Zuschüssen für Öko-Autos will Frankreichs neue Regierung möglichst viele Arbeitsplätze in der heimischen Autoindustrie retten. Als Gegenleistung erwartet Paris Standortzusagen. Das kündigte der für die Industrie zuständige Minister Arnaud Montebourg am Mittwoch an, nachdem am Morgen Marktführer PSA Peugeot Citroën fürs erste Halbjahr 2012 unerwartet hohe Verluste von 819 Millionen Euro bekanntgegeben hatte. Bereits vor zwei Wochen hatte PSA das Land mit dem Plan schockiert, ein Werk werde geschlossen und 8000 Arbeitsplätze sollten gestrichen werden.

Zusammen mit den Halbjahreszahlen stellt PSA am Mittwoch ein Sparprogramm in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bis 2015 vor. „Dieser Plan wird uns bis Ende 2014 die Rückkehr zum finanziellen Gleichgewicht erlauben“, sagte Konzernchef Philippe Varin. Ziel sei auch eine stärkere Präsenz auf den Wachstumsmärkten in China oder Lateinamerika. „Die Allianz mit General Motors wird uns eine Beschleunigung unserer Strategie ermöglichen“, betonte er. Der Börsenkurs des Unternehmens ging am Mittwoch dennoch um rund zweieinhalb Prozent zurück.

PSA hatte im Frühjahr eine Allianz mit dem Opel-Mutterkonzern geschmiedet. Beide Konzerne wollen künftig gemeinsam Autos entwickeln und gemeinsam einkaufen. Das soll milliardenschweren Einsparungen zeitigen, die sich aber erst in einigen Jahren zeigen werden. Im ersten Halbjahr 2011 hatte Europas zweitgrößter Autobauer noch schwarze Zahlen in Höhe von 806 Millionen Euro geschrieben. Der Konzernumsatz sank um mehr als fünf Prozent auf 29,55 Milliarden Euro, die Zahl der verkauften Autos um 13 Prozent.

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Um der heimischen Industrie die Rückkehr in die Spur zu erleichtern, will Paris den Kauf abgasarmer Autos stärker als bisher fördern und den Zugang der gesamten Branche zu Krediten und Fördergeldern erleichtern. Der Staat will zudem bei 25 Prozent seiner Neuanschaffungen auf abgasarme Autos setzen – beim Einsatz nur im Stadtverkehr sogar ausschließlich auf Elektro-Autos. Als Gegenleistung erwartet Paris zudem, dass die Hersteller bei den abgasarmen Modellen nicht an der Preisschraube drehen und diese Fahrzeuge in Frankreich herstellen.

Der Erwerb eines Elektro-Autos wird künftig mit 7000 statt bisher 5000 Euro gefördert, der von Hybridwagen mit 4000 statt bisher 2000 Euro. Allein fürs kommende Jahr bezifferte Montebourg die die Kosten für die gezahlten Prämien auf 490 Millionen Euro. Da sich jedoch im Rahmen eines Bonus-Malus-Systems der Kauf von umweltschädlicheren Modellen verteuert, würden diese Kosten weitgehend kompensiert. Durch Umschichtungen bei staatlichen Investitionsprogrammen wurden der Branche zudem mehrere hundert Millionen Euro zugunsten von Forschung und Innovation versprochen.

Sowohl PSA als auch der zweitgrößte französische Autobauer Renault lobten am Mittwoch den Plan. Beide Unternehmen haben viel Geld in die Entwicklung von abgasarmen Fahrzeugen gesteckt. Peugeot etwa ist mit dem i-On am Markt, Citroën mit dem C-Zero. Als Dieselhybrid-Modelle (Diesel und zusätzlicher E-Motor) gibt es den Peugeot 3008 und Peugeot 508 sowie bei Citroën den DS5. Allerdings wurden im ersten Quartal nach Branchenangaben gerade mal etwas mehr als 2200 Elektroautos und gut 10 000 Hybridwagen in Frankreich verkauft.

Frankreich will zudem die EU um Überprüfung eines umstrittenen Freihandelsabkommens mit Südkorea bitten. Aus Sicht der Autoindustrie haben von dem Abkommen vor allem die Südkoreaner mit erheblich erhöhten Exporten in die EU profitiert, die europäischen Hersteller in Gegenrichtung hingegen deutlich weniger. Die EU habe naiv gehandelt, schimpfte Minister Montebourg am Nachmittag vor Parlamentsabgeordneten. Der Absatz von südkoreanischen Kleinwagen mit Dieselmotor sei um 1000 Prozent gestiegen. „Unsere Hersteller kommen zu uns und sagen: Wir können gegen diese unfaire Konkurrenz nichts ausrichten“, sagte Montebourg.

(dpa/abendblatt.de)