Das Privatleben des Kim-Clans ist in Nordkorea eigentlich ein Tabu. Jetzt lüftet der junge Machthaber Kim Jong Un ein wenig den Schleier.

Seoul. Alter geheim, Ehestand gelüftet: Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong Un ist nach offiziellen Angaben verheiratet. Die Frau mit schwarzem Kurzhaarschnitt, die den Diktator in den vergangenen Wochen bei verschiedenen Anlässen begleitet hatte, identifizierten die Staatsmedien des kommunistischen Landes am Mittwoch erstmals als Ri Sol Ju. Dagegen hütet Kim sein wahres Alter weiter wie ein Staatsgeheimnis. Er soll Ende 20 sein.

Kim und „Genossin Ri Sol Ju“ hätten an einer Feier anlässlich der Fertigstellung eines Vergnügungsparks in Pjöngjang teilgenommen, hieß es eher nebenbei in den Nachrichten. Wann die beiden geheiratet haben und andere Details aus Ris Biografie wurden zunächst nicht genannt. Nach Berichten südkoreanischer Medien könnte sie eine Sängerin gewesen sein.

Auf der Videoplattform YouTube gibt es einen Clip, in dem eine Sängerin mit dem Namen Ri Sol Ju auftritt. Die Frau ähnelt Kims Gattin. Allerdings lässt sich noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass es sich um ein die selbe Person handelt. Denn die First Lady ähnelt auch einer Ri Kyong Suk, die als Sängerin beim Pochonbo Electronic Ensemble auftritt. Es gibt Spekulationen dass Ri Sol Ju ein „Zweitname“ sein könnte. Der Vorname Sol Ju ist sehr ungewöhnlich.

Die nordkoreanischen Medien hatten seit Anfang Juli wiederholt Auftritte einer mysteriösen jungen Frau an der Seite Kims gezeigt, ohne sie jedoch zu identifizieren. Im Ausland war gerätselt worden, ob sie seine Schwester, Freundin oder Ehefrau sei. Sie trat bei Veranstaltungen wie etwa bei einem Konzert mit Tänzern in Kostümen von Disney-Figuren oder beim Besuch eines Kindergartens, stets auffällig in der Rolle einer „First Lady“ auf.

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Das Bekanntwerden des Ehestandes Kim werteten Beobachter in Südkorea als Überraschung. Dahinter könnte die Absicht stecken, dass Kim ein freundlicheres Image von sich geben und zugleich das Bild als unerfahrener Machthaber von sich weisen wolle. Kim zeigte sich zuletzt auch bei Besuchen ziviler Einrichtungen auffällig volksnah.

Nordkorea ist eines der am stärksten abgeschotteten Länder der Erde. Das Privatleben des Kim-Clans ist in den Medien gewöhnlich tabu. Kim Jong Un wurde erst im Dezember nach dem Tod seines Vaters und langjährigen Militärdiktators Kim Jong Il an die Machtspitze befördert. Über den jüngsten von drei bekannten Söhnen Kim Jong Ils weiß man im Ausland wenig. Kim Jong Un soll in der Schweiz auf eine internationale Schule gegangen sein. Mit seinem Machtantritt war die Hoffnung nach Reformen und Öffnung des Landes verbunden. Bisher gab es dafür aber nach außen keine sichtbaren Anzeichen.

Der Bericht über seinen Ehestand kam wenige Tage nach der Verleihung des Marschall-Titels an Kim. Damit festigte er nach Ansicht von Experten weiter seine Macht. Kim war kurz nach dem Tod seines Vaters auch zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte ernannt worden.

(dpa/abendblatt.de)