Trotz wachsender internationaler Kritik soll drei Frauen der kremlkritischen Punkband der Prozess gemacht werden. Ihnen drohen harte Strafen.

Moskau. Trotz wachsender internationaler Kritik soll drei Frauen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot vom 30. Juli an der Prozess gemacht werden. Das entschied ein Moskauer Gericht am Montag. Die jungen Musikerinnen sitzen bereits seit März in Untersuchungshaft. Sie hatten am 21. Februar in einem „Punk-Gebet“ in der wichtigsten Moskauer Kathedrale die Gottesmutter angefleht, Russland von Wladimir Putin zu erlösen. Ihnen drohen wegen Rowdytums bis zu sieben Jahre Haft. Putin wurde am 7. Mai erneut zum Präsidenten gewählt.

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Nadeschada Tolokonnikowa (22), Maria Aljochina (24) und Jekaterina Samuzewitsch (29) sind bereits seit März inhaftiert. Zwei der Frauen haben kleine Kinder. Laut Gerichtsbeschluss vom letzten Freitag sollen die Musikerinnen bis Mitte Januar 2013 weiter in Untersuchungshaft bleiben. Ihre Anwälte haben dagegen Berufung eingelegt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erkennt die Frauen als politische Gefangene an. Auch deutsche Politiker hatten wiederholt die Freilassung der Künstlerinnen gefordert.

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Vor dem Gerichtsgebäude nahm die Polizei mindestens zwei Unterstützer der Musikerinnen fest, wie die Agentur Interfax meldete. Das Gericht lehnte einen Antrag ab, das Verfahren wegen Formfehlern an die Ermittler zurückzuverweisen. Die Verteidigung habe bis zu diesem Freitag Zeit, sich mit den Dokumenten vertraut zu machen, sagte eine Gerichtssprecherin. Die Anwälte kritisierten, diese Frist sei viel zu kurz.

Der Fall hat auch in der Kunstszene weltweit für Aufsehen gesorgt. Bekannte Musiker sicherten den inhaftierten Künstlerinnen ihre Unterstützung zu. Bei einem Konzert in Moskau am Vorabend trug der Sänger der Rockband Red Hot Chili Peppers demonstrativ ein T-Shirt mit der Aufschrift „Pussy Riot“. Die britische Gruppe Franz Ferdinand widmete bei einem Auftritt in der russischen Hauptstadt ihren Titel „The Fire“ den eingesperrten Aktivistinnen.

( dpa/abendblatt.de )