Anschlag auf Bus in Bulgarien. Jerusalem sieht Iran als Drahtzieher und kündigt harte Reaktion an

Sofia/Jerusalem. Busse und Autos brennen, über dem Parkplatz steigt dichter schwarzer Rauch auf, Menschen retten sich in Panik vor den Flammen: Mindestens sechs Menschen sind gestern Nachmittag bei einem Terroranschlag auf einen mit israelischen Touristen besetzten Bus in der bulgarischen Küstenstadt Burgas getötet worden. 32 weitere Urlauber erlitten Verletzungen, berichtete die bulgarische Polizei. Nach israelischen Angaben haben in dem Reisebus auch viele Jugendliche gesessen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte den Iran für das Attentat verantwortlich: "Alle Zeichen deuten darauf hin". In den vergangenen Monaten habe es mehrere Versuche des Iran gegeben, Israelis in Thailand, Indien, Georgien, Kenia, Zypern und an anderen Orten anzugreifen. Israel werde machtvoll auf den iranischen Terror reagieren.

Die etwa 150 Mitglieder der israelischen Reisegruppe waren erst kurz vor dem Anschlag auf dem Flughafen der Schwarzmeerstadt gelandet und sollten dann mit den Bussen zu ihren Hotels gebracht werden. Dem israelischen Sender Channel 2 sagten Zeugen, jemand habe einen der Busse bestiegen, kurz darauf sei es zu einer gewaltigen Explosion gekommen. Vermutlich habe es sich um einen Selbstmordattentäter gehandelt.

Nach Angaben des israelischen Außenministers Avigdor Lieberman dagegen wurde bei dem Anschlag eine in dem Fahrzeug versteckte Bombe gezündet. Darüber sei er von seinem bulgarischen Kollegen Nikolai Mladenow informiert worden, sagte Lieberman. Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu einem Anschlag.

Medienberichten zufolge will Israel ein Hilfsteam von Ärzten und Sanitätern mit medizinischer Ausrüstung nach Burgas schicken. Im Außenministerium in Jerusalem sei eine Krisensitzung einberufen worden.

Am Flughafen von Burgas, der den Betrieb einstellte, riegelte die Polizei den Explosionsort ab. Die Flüge wurden nach Warna umgeleitet. Die Bürgermeisterin von Sofia ordnete eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Einrichtungen an.

In Bulgarien leben rund 5000 Juden, die meisten von ihnen in der Hauptstadt. Zudem gilt das osteuropäische Land als beliebtes Ziel israelischer Touristen. Erst im Januar war einem Bericht der "Jerusalem Post" zufolge ein verdächtiges Päckchen an Bord eines Busses gefunden worden, der israelische Touristen von der Türkei nach Bulgarien brachte.

Die israelische Regierung hatte Befürchtungen geäußert, ihre Bürger könnten im Ausland zum Ziel von Anschlägen der radikalislamischen Hisbollah werden. Vor vier Jahren war ein hoher Kommandant der islamistischen Organisation getötet worden. Dahinter wird der israelische Geheimdienst Mossad vermutet.

Das Weiße Haus zeigte sich bestürzt über den Anschlag in Bulgarien. US-Präsident Barack Obama nannte die Tat "barbarisch". Sein Sprecher Jay Carney sagte, die Vereinigten Staaten "verurteilen solche Angriffe auf unschuldige Menschen, insbesondere Kinder, auf das Schärfste". Die Gedanken und Gebete von Präsident Obama seien bei den Familien der Getöteten und Verletzten. Die USA stünden an der Seite des israelischen sowie des bulgarischen Volkes, sagte Carney weiter.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte: "Die Täter müssen gefunden und für diese schreckliche Tat zur Rechenschaft gezogen werden." Er sprach den Angehörigen der Opfer und den Verletzten sein Mitgefühl aus. "Wir müssen alles dafür tun, dass unsere israelischen Gäste ohne Angst überall in der Europäischen Union reisen können", sagte Westerwelle.