Berlin. Im Streit um den Vorsitz der Euro-Gruppe streben Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande offenbar einen Kompromiss an. Erwogen werde, dass zunächst Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble dem luxemburgischen Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker als Chef der Euro-Gruppe nachfolgen solle, berichtet "Der Spiegel". Nach der Hälfte der Amtszeit könnte dann der französische Finanzminister Pierre Moscovici übernehmen. Bei ihrem jüngsten Gipfeltreffen Ende Juni hatten sich die Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Länder nicht auf einen Nachfolger für Juncker einigen können, dessen Amtszeit imJuli ausläuft. Merkel hatte sich bereits vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich für Schäuble starkgemacht, Hollande hatte die Personalie jedoch nach seinem Wahlsieg blockiert und Moscovici ins Rennen geschickt.

Die Ämterteilung würde es Kanzlerin und Präsident ermöglichen, ihr Gesicht zu wahren. Allerdings gibt es in der Euro-Gruppe auch grundsätzliche Bedenken gegen Schäuble als Chef.

Einen Chefwechsel bei einer Euro-Institution in der Mitte einer Amtszeit hatte es nach einem Streit mit Frankreich schon einmal gegeben. So verzichtete der Niederländer Wim Duisenberg auf seine volle achtjährige Amtszeit als erster Präsident der Europäischen Zentralbank und gab den Posten nach vier Jahren an den Franzosen Jean-Claude Trichet ab.