Lesen Sie hier, was das EU-Embargo für abhängige Staaten bedeutet und welche Rolle der Iran für den Weltmarkt spielt.

Teheran. Die Europäische Union will mit dem am (heutigen) Sonntag in Kraft getretenen Ölembargo den Druck auf den Iran wegen dessen umstrittenen Atomprogramms erhöhen. Finanzielle Engpässe sollen den mutmaßlichen Bau von Kernwaffen erschweren. Nachfolgend fünf Fragen und Antworten zu den Sanktionen und den möglichen Auswirkungen:

Welche Sanktionen wurden verhängt und wann treten sie in Kraft?

Die Europäische Union kündigte im Januar Sanktionen an, die den Import von iranischem Öl ab dem 1. Juli verbieten. Europa deckte etwa drei Prozent seines Bedarfs mit iranischem Öl. Europäische Unternehmen dürfen zudem keine iranischen Öllieferungen versichern. Die USA, die selbst kein iranisches Öl beziehen, kündigten im Dezember Finanzsanktionen an, die es Banken weltweit verbietet, Transaktionen im Zusammenhang mit iranischem Öl zu tätigen. Die seit Donnerstag geltenden Restriktionen erschweren dem Iran den Zugang zum internationalen Ölmarkt.

Welche Rolle spielt der Iran auf dem Weltmarkt?

In den vergangenen Jahren hat der Iran am Tag etwa 2,5 Millionen Barrel exportiert. Etwa 500.00 Barrel wurde nach Europa geliefert. Der Rest ging nach China, Indien, Japan und Südkorea. Iranische Ölfelder produzieren eine schwere Ölsorte, die als sogenanntes saures Rohöl bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine gängige Sorte, die sich von dem leichteren, sogenannten süßen Öl unterscheidet. Schwere Ölsorten sind schwefelreich und teurer zu raffinieren. Sie erzielen daher einen geringeren Preis.

Welchen Effekt hatten die angekündigten Sanktionen bisher?

Nach Angaben von US-Behörden ist die Ölausfuhr des Irans bereits auf 1,8 Millionen Barrel am Tag gesunken, das ist ein Rückgang von 700.000 Barrel. Bei dem derzeitigen Ölpreis bedeutet dies umgerechnet einen Verlust von 63 Millionen Dollar (50 Millionen Euro). Importeure, die weiter Geschäfte mit dem Iran machen, haben Schwierigkeiten, Versicherungen für ihre Fracht abzuschließen. Der Iran hat seine Produktion nicht gedrosselt und verfügt daher über volle Öllager.

Können andere Staaten weiterhin Öl kaufen?

Das US-Außenministerium hat angekündigt, dass China, Indien, Japan, Malaysia, Südkorea, Singapur, Südafrika, Sri Lanka, Türkei und Taiwan eine Sonderfreigabe für den Import iranischen Öls erhalten. Im Gegenzug sagten diese Staaten zu, ihre Einfuhren aus dem Iran stark drosseln. Zudem könnten einige Staaten dazu übergehen, iranisches Öl in Umgehung des etablierten Banksystems zu kaufen. Der Iran könnte sein Öl beispielsweise gegen Gold tauschen.

Werden die Sanktionen wirken?

Sie haben das Exportvolumen bereits deutlich reduziert. Gleichzeitig hat der Rückgang des Ölpreises auf dem Weltmarkt die Einnahmen des Iran geschmälert. Diese beiden Faktoren haben dafür gesorgt, dass die Einnahmen des Iran aus dem Ölgeschäft insgesamt stark zurückgegangen sind. Die Regierung in Teheran hat an Verhandlungen über ihr Atomprogramm teilgenommen, die aber keine Ergebnisse brachten und ist dazu übergegangen, von den USA und Europa im Gegenzug für ein Entgegenkommen ein Ende der Sanktionen zu fordern. (dapd)