So denken ausländische Journalisten über die Kreditaffäre von Christian Wulff

Berlin. Während in Deutschland heftig über den umstrittenen Privatkredit von Bundespräsident Christian Wulff diskutiert wurde, hat auch das Ausland den Fall beobachtet - und zum Teil mit Kopfschütteln auf die Aufregung in der Bundesrepublik reagiert. "In Italien würde die Angelegenheit anders behandelt werden. Da hätte man eher mal ein Auge zugedrückt", sagt etwa Alessandro Alviani, der als freier Korrespondent in Berlin unter anderem für die italienische Zeitung "La Stampa" an seine Landsleute berichtet. "Aber die Deutschen haben andere Ansprüche an einen Präsidenten als die Italiener." Richtig überrascht habe ihn der Fall zudem nicht, fügt er hinzu. "Anders als Joachim Gauck ist Wulff ein klassischer Politiker. Allzu übertriebene Erwartungen an ihn als moralische Instanz hatte ich da nicht."

In der "Neuen Zürcher Zeitung" aus der Schweiz hat sich Redakteur Jürg Dedial über die Empörung in Deutschland gewundert, die für ihn "schon fast die Züge einer Kampagne" trägt. "Man wird den Eindruck nicht los, dass mit der reichlich trivialen Affäre um den Bundespräsidenten letztlich seine politische Mentorin, die Bundeskanzlerin, getroffen werden soll", lautet seine Interpretation. Die österreichische Tageszeitung "Der Standard" ist deutlich kritischer mit dem deutschen Bundespräsidenten: "Das Krisenmanagement in der Kreditcausa war verheerend", heißt es in einem aktuellen Kommentar. "Selbst seine reichlich softe Entschuldigung brachte Wulff erst nach zehn Tagen über die Lippen." Es sei "viel Porzellan kaputtgegangen". Das "Luxemburger Wort" schreibt, die einst weiße Weste des Saubermanns der Nation habe jetzt unschöne Flecken.