Mehr als 46 Jahre alte Städtepartnerschaften wurden mit einem Brief aufgekündigt

London. Friedberg in Hessen. Ein beschauliches Städtchen im Speckgürtel von Frankfurt. Rund 28 000 Einwohner, eine alte Burg. Bishop's Stortford in Großbritannien ist ähnlich beschaulich, eine historische Markstadt nordöstlich von London. 35 000 Einwohner, ganz in der Nähe des Flughafens Stanstead. Auch in Villiers-sur-Marne, rund 28 000 Einwohner, östlich von Paris, ist der Flughafen Charles de Gaulle nicht weit.

Bis vor Kurzem war es noch mehr als nur eine Handvoll Gemeinsamkeiten, die die drei Städte verband: Eine Partnerschaft, die die Bürgermeister 1965 geschlossen hatten und die über 46 Jahre lang zu gegenseitigen Besuchen führte. Damit ist jetzt Schluss: Bishop's Stortford hat die Städtepartnerschaft per Ratsbeschluss aufgekündigt. Der Grund: die wachsende Europa-Skepsis der Tories, die die Mehrheit im Rat von Bishop's Stortford stellen und die die Partnerschaft mit Friedberg und Villiers-sur-Marne für "nicht mehr relevant" halten. "In der jetzigen Europa-Krise ist das eine Entscheidung, die eindeutig parteipolitisch motiviert ist", sagt Friedbergs Bürgermeister Michael Keller (SPD).

Mit 13 zu drei entschied der Rat in Stortford im September, die Verbindung nach Deutschland und Frankreich zu kappen. Erst Ende November erfuhren die Bürgermeister von Friedberg und Villiers-sur-Marne von der Entscheidung - per Brief. Keller: "Europa ist vielfältig, das ist uns immer klar gewesen. Anscheinend ziehen die Tories daraus aber andere Konsequenzen als wir." Bishop's Stortford wird seit Jahren von den Konservativen regiert. "Es war all die Jahrzehnte so, dass die englische Seite zurückhaltender war", sagt Keller. Dennoch hat ihn die Aufkündigung der Partnerschaft überrascht.