Terrorverdächtige sollen dort mit zweifelhaften Methoden verhört worden sein

Bukarest. Rumänien hat Berichte über ein geheimes CIA-Gefängnis in der Hauptstadt Bukarest zurückgewiesen. Die Sprecherin der Sicherheitsbehörde ORNISS (Oficiul Registrului National al Secretului de Stat), an deren Sitz sich nach Recherchen von "Süddeutscher Zeitung" und dem ARD-Magazin "Panorama" von 2003 an ein solches Gefängnis befunden haben soll, sagte gestern, die Berichte seien "pure Spekulationen". Das Gebäude sei seit der Gründung der Behörde im Jahr 2002 ausschließlich für deren Arbeit und für nichts anderes benutzt worden, sagte die Sprecherin.

Rumänien, seit 2004 Mitglied der Nato, hatte schon mehrmals ähnliche Meldungen zurückgewiesen. Diesmal allerdings haben ehemalige CIA-Mitarbeiter die Vorgänge bestätigt und den Standort des angeblichen CIA-Gefängnisses in Bukarest benannt. Das Regierungsgebäude unter dem Codenamen "Bright Light" (Helles Licht) liegt im Norden Bukarests, inmitten eines geschäftigen Wohnviertels und nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Nach Informationen früherer US-Geheimdienstangehöriger soll dort unter anderem der Koordinator der Terroranschläge vom 11. September 2001, Khalid Scheich Mohammed, festgehalten worden sein, bevor er 2006 endgültig in das Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba gebracht wurde. Die CIA selbst lehnte eine offizielle Stellungnahme zu der geheimen Einrichtung ab. In der ehemaligen Haftanstalt, die zu einem Netzwerk von Gefängnissen in Thailand, Polen und Litauen gehörte, soll mit rauen Verhörmethoden gearbeitet worden sein. Menschenrechtler beklagen seit Jahren die Anwendung von Folter. Die Anstalten wurden im Mai 2006 geschlossen, das Internierungs- und Verhörprogramm endete 2009.

Im Gegensatz zum eher ländlich gelegenen CIA-Gefängnis in Litauen oder der in einer Militäreinrichtung versteckten Anlage in Polen ist die Haftanstalt in Rumänien vor aller Augen sichtbar gewesen. Nur wenige Blocks entfernt von einem großen Boulevard, an einer mit Bäumen und Häusern gesäumten Straße. Offizieller Nutzer ist die Regierungsbehörde ORNISS, die dort geheime Informationen von Nato und EU aufbewahrt.

Frühere Geheimdienstangehörige beschrieben den Standort des Gefängnisses und identifizierten das Gebäude auf Fotos. Das Gefängnis soll im Herbst 2003 eröffnet worden sein, nachdem die CIA sich entschieden hatte, den Betrieb der geheimen Haftanstalt in Polen auslaufen zu lassen. In Kleinbussen konnten die Gefangenen vom Bukarester Flughafen zum Gefängnis gebracht werden. Im Untergeschoss waren sechs Zellen eingerichtet, jede mit einer Uhr und einem nach Mekka zeigenden Pfeil. Die auf Federn gelagerten Zellen gerieten leicht ins Ungleichgewicht, was unter einigen Gefangenen zu Desorientierung führte.

Während des ersten Monats ihrer Haft litten die Gefangenen unter Schlafentzug, sie wurden mit Wasser überschüttet, geschlagen oder zu schmerzhaften Stellungen gezwungen, berichteten frühere Mitarbeiter. Das berüchtigte "Waterboarding", bei dem das Ertrinken des Gefangenen simuliert wird, sei in Rumänien nicht durchgeführt worden. Dafür seien sie medizinisch versorgt worden.