Zahlreiche Demonstranten in Moskau und St. Petersburg wurden festgenommen. In beiden Städten gingen jeweils etwa 300 Menschen auf die Straße. Mindestens 47 Gegner von Regierungschef Putin seien zu Arreststrafen zwischen 4 und 15 Tagen verurteilt worden, darunter der Oppositionspolitiker Ilja Jaschin und der bekannte Blogger Alexej Nawalny.

Moskau. In Russland haben am Mittwoch den dritten Tag in Folge hunderte Menschen gegen die Regierungspartei und mutmaßlichen Wahlbetrug protestiert. Zahlreiche Demonstranten in Moskau und St. Petersburg wurden festgenommen. In beiden Städten gingen jeweils etwa 300 Menschen auf die Straße, damit offenbar weniger als an den Vortagen. Die Proteste richten sich gegen mutmaßliche Manipulationen zugunsten der Regierungspartei Einiges Russland bei der Parlamentswahl am Sonntag. Die Partei musste zwar deutliche Verluste hinnehmen, behielt aber die Mehrheit. Nach Ansicht von Kritikern war selbst dieses Ergebnis nur durch massiven Wahlbetrug möglich.

Nach Massenfestnahmen und Verurteilungen dutzender Kremlkritiker spricht die russische Opposition von den massivsten Repressionen seit dem Beginn der Ära Wladimir Putin vor elf Jahren. Mindestens 47 Gegner von Regierungschef Putin seien zu Arreststrafen zwischen 4 und 15 Tagen verurteilt worden, darunter der Oppositionspolitiker Ilja Jaschin und der bekannte Blogger Alexej Nawalny. Das teilte die Bewegung Solidarnost am Donnerstag auf ihrer Internetseite mit. Putin war 2000 erstmals Präsident geworden und ist seit 2008 Regierungschef. 2012 will er sich erneut zum Staatsoberhaupt wählen lassen und in den Kreml zurückkehren.

Regierungsgegner hatten am Vorabend in Moskau und anderen Städten erneut gegen Fälschungen bei der Parlamentswahl vom 4. Dezember protestiert. Dabei wurden allein bei einer nicht genehmigten Aktion in der Hauptstadt etwa 70 Demonstranten festgenommen, wie die kremlkritische Internetseite kasparov.ru berichtete. Der bekannte Oppositionelle Sergej Udalzow, der seit dem Wahltag unter Arrest steht, kam nach vier Tagen Hungerstreik in ein Krankenhaus.

Für diesen Samstag hat Solidarnost über das Internet zu einer Kundgebung in der Nähe des Kreml aufgerufen. Bis zum Donnerstagmittag hatten sich mehr als 25 500 Menschen über soziale Netzwerke dazu angemeldet. Die Wahlleitung hatte der von Putin geführten Partei Geeintes Russland den Sieg bei der Abstimmung zugesprochen.