Bei den Wahlen am Freitaghat die gemäßigte Partei gute Chancen

Rabat. In Marokko avancieren die Islamisten zu neuen Hoffnungsträgern. Bei den Wahlen am Freitag könnte der Partei für Recht und Entwicklung (PJD) eine Schlüsselrolle für die Glaubwürdigkeit der Regierung zufallen. Es ist der zweite Urnengang in diesem Jahr, der auf die Aufstände in der arabischen Welt zurückgeht. Konfrontiert mit einer Protestbewegung, die zum Wahlboykott aufruft, sind die Herrschenden in Marokko bereit, die einst gefürchtete PJD zu unterstützen.

Zwar haben die Proteste des Arabischen Frühlings das Herrschaftssystem in Marokko nie bedroht. Dennoch sah sich König Hassan VI. unter dem Druck heimischer Demonstrationen veranlasst, die Verfassung zu modifizieren, den Parteien mehr Einfluss zu geben und vorgezogene Neuwahlen auszuschreiben. Nach dem Sieg einer islamistischen Partei bei den tunesischen Wahlen vor einem Monat und angesichts der religiösen Bewegungen, die in Ägypten und Tunesien im politischen Wettstreit stehen, richten sich die Augen nun auf Marokkos PJD. Ein Wahlsieg würde das Gefühl bestärken, dass die Wahl der frisch ermutigten Massen in Arabien auf die Islamisten fällt.

Für Marokkos säkulare Eliten galt die PJD einst als Bedrohung. Nun hat sie sich als gemäßigte Partei erwiesen, die gegen Korruption kämpft und bereit ist, innerhalb des Systems zu arbeiten. Das Wichtigste aber ist ihre umfassende Bereitschaft, die Monarchie zu unterstützen. Zwar gibt es in Marokko ein Mehrparteiensystem, die Macht aber konzentriert sich auf den König und seine Verbündeten.

Für den Analysten Mohammed Barrada ist die PJD die bestorganisierte Partei des Landes mit mehr innerer Demokratie als ihre rechten und linken Rivalen. "Die PJD hat eine sehr gute Kampagne für verschiedene Bereiche der Bevölkerung gemacht", sagte er. "Für mich wird sie gewinnen."