Teheran/Tel Aviv. So deutlich wie noch nie hat die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien auf die Existenz eines iranischen Nuklearwaffenprogramms hingewiesen. Dementis der Regierung in Teheran klingen nach der genauen Auflistung von Experimenten und Detailarbeiten nun wie Hohn. "Die Informationen weisen darauf hin, dass der Iran Arbeiten zur Entwicklung eines nuklearen Sprengkörpers durchgeführt hat", schreibt IAEA-Chef Yukiya Amano in dem 25-seitigen Bericht, der gestern in Wien vorgelegt wurde. Danach erhielt die Regierung in Teheran die Konstruktionspläne für Atomwaffen von einem Schmuggelnetzwerk um den pakistanischen Atomwissenschaftler Abdul Qadeer Khan. Er habe auch Libyens geheimes Atomprogramm beliefert.

Der Bericht war mit besonderer Spannung erwartet worden. In israelischen Medien war zuvor tagelang über einen möglichen Militärschlag gegen iranische Atomanlagen spekuliert worden, sollte es neue Hinweise auf ein Atomwaffenprogramm geben. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak bemühte sich gestern, Sorgen vor einem unmittelbar bevorstehenden Krieg mit dem Iran zu zerstreuen. "Ein Krieg ist kein Picknick, und wir wollen keinen Krieg", sagte er dem israelischen Rundfunk. "Israel hat sich noch nicht für einen militärischen Einsatz entschieden."

Noch vor der Veröffentlichung des IAEA-Berichts zum iranischen Atomprogramm zeigte sich Präsident Mahmud Ahmadinedschad weiter unnachgiebig. IAEA-Generaldirektor Yukiya Amano sei ein Handlanger der USA, erklärte Ahmadinedschad. Die USA hätten ihr Budget für Nuklearwaffen kürzlich um 81 Milliarden Dollar aufgestockt. Das sei 300-mal so viel wie der Etat des iranischen Atomprogramms. Ahmadinedschad bekräftigte, sein Land sei nicht mit dem Bau einer Atombombe beschäftigt.